Das Statistische Bundesamt veröffentlicht weiterhin wöchentlich seine Zahlen zur Sterblichkeit während der Corona-Pandemie. Im Folgenden wurden die Daten für alle Altersgruppen graphisch aufbereitet. Man sieht so am besten, für wen “Corona” eine lebensgefährliche Bedrohung darstellt und vor allem: für wen nicht.
In allen Graphiken sind die “Coronajahre” 2020/2021 als rote bzw. blaue Linien dargestellt. Die anderen Linien zeigen die Vorjahre zum Vergleich. Auffällig ist hier nur das Grippejahr 2018 in Grün.
“Eine absurde und bösartige Behauptung” – Ministerpräsident Kretschmer im Mai 2020 über die Impfpflicht
Im Juli 2020 war ich genervt vom Einkaufen mit Maske. Niemand war krank, die Ansteckungsgefahr nahe Null und man wusste mittlerweile viel mehr als im März: „Corona“ ist nicht die Pest, die meisten „Infizierten“ merken noch nicht mal etwas davon. Das Virus ist nicht so „neuartig“ wie die Professoren Drosten und Wieler das gerne behaupten, 80 Prozent seines Genoms stimmen mit bereits bekannten Coronaviren überein. Ein gesundes Immunsystem reagiert darauf und kann es abwehren. Und ein funktionierendes Gesundheitssystem kommt damit klar, es stapelten sich bei uns im März und April nicht die Särge.
Das wusste ich im Juli und es hätten alle wissen können, wenn sie sich ein bisschen ausführlicher mit dem Thema beschäftigt hätten als ARD und ZDF das ermöglichen. Der Virologe Streeck riet zu “mehr Mut im Sommer” – und trotzdem gab’s die Gängelei mit der Maske: Beim Einkaufen, im Biergarten, in der Bahn. Wozu? Andere fragten sich das ebenfalls, zum Teil auch schräge Vögel – Schlagersänger und Vegan-Köche zum Beispiel. Oder auch der geschätzte Xavier Naidoo, der außerdem leider irgendwelches Zeug über entführte Kinder faselte.
Es kann nicht schaden, wenn auch ein paar halbwegs vernünftige Stimmen ihre Skepsis zu den „Maßnahmen“ der Regierung äußern, so dachte ich mir, und begann diesen Blog. Inzwischen weiß ich, dass mein damaliges Unbehagen gerechtfertigt war: Wir sind falsch abgebogen und es kam inzwischen viel schlimmer, als ich damals erwartet hatte.
Am 23. April trat nämlich die vierte Änderung des Infektionsschutzgesetzes in Kraft. Im Vorfeld gab es eine etwa einwöchige (Schein-)Debatte über die im neuen Gesetz verankerte Ausgangssperre. Völlig unbeachtet blieb leider ein Passus, der die rechtlichen Grundlagen schafft zur Ungleichbehandlung, abhängig vom Impfstatus. Zitat:
„§ 28c Verordnungsermächtigung für besondere Regelungen für Geimpfte, Getestete und vergleichbare Personen
Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung für Personen, bei denen von einer Immunisierung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 auszugehen ist oder die ein negatives Ergebnis eines Tests auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 vorlegen können, Erleichterungen oder Ausnahmen von Geboten und Verboten nach dem fünften Abschnitt dieses Gesetzes oder von aufgrund der Vorschriften im fünften Abschnitt dieses Gesetzes erlassenen Geboten und Verboten zu regeln. Rechtsverordnungen der Bundesregierung nach Satz 1 bedürfen der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat.”
Schon am folgenden Tag begann die Regierung, ernsthaft über die „Rückgabe von Grundrechten“ für Geimpfte oder Genesene zu diskutieren. Da diese Grundrechte zuvor für alle gleichermaßen eingeschränkt worden waren, bedeutet diese „Rückgabe“ von Rechten an bestimmte Teile der Bevölkerung faktisch eine Diskriminierung für alle anderen. Öffentliche Kritik an diesem Vorgehen findet sich leider kaum; die Diskussion dreht sich aktuell überwiegend darum, wie weit die Privilegierung geimpfter Personen gehen soll.
Die Benachteiligung Ungeimpfter befördert das, was von der Politik vor einem Jahr noch ausdrücklich ausgeschlossen worden war: Eine (indirekte) Impfpflicht.
Jeder will irgendwann wieder reisen, einkaufen, zum Arzt – und zwar, ohne jedes Mal vorher einen zeitraubenden und oft schmerzhaften „Schnelltest“ über sich ergehen zu lassen. Somit wird jeder früher oder später dem Druck nachgeben und die Impfung durchführen lassen, die von Kritikern aufgrund der fehlenden Langzeiterfahrung als „größtes Humanexperiment der modernen Geschichte“ bezeichnet wird.
Die Diskussion um Privilegien ist noch nicht abgeschlossen, da wird der Impfdruck schon weiter erhöht. In das “Humanexperiment” einbezogen werden sollen jetzt auch die Kinder. Im ZDF-Heute-Journal wird angedeutet, dass auch sie sich ihre “soziale Teilhabe” mit einer Impfung verdienen müssen – es sei ja nur ein “kleiner Pieks”:
Alles muss geimpft sein! Dabei ist Covid-19 für Kinder erwiesenermaßen nicht gefährlicher als die Influenza. Ob die Influenza-Impfpflicht durch die Hintertür auch noch auf uns zukommt? Dies steht zu erwarten, wenn wir nichts dagegen unternehmen.
Im ZEIT-Interview nennt die Juristin und Autorin Juli Zeh drei Säulen der Pandemiebekämpfung:
Zeh: Die Verfassung verpflichtet uns darauf, die Pandemie möglichst effektiv mit möglichst wenig Grundrechtseingriffen zu bekämpfen. Daraus folgt die politische Notwendigkeit, alle medizinischen und technischen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor man an die Grundrechte geht. Impfung bereitstellen, Alten- und Pflegeheime angemessen schützen, Krankenhäuser großzügig ausstatten. Das ist nicht nur verfassungsrechtlich geboten, es kann auch wesentlich wirksamer sein als Ausgangssperren, die den Bürger stark belasten. Daran sieht man, dass Verfassungstreue und Effektivität eben gerade keine Gegensätze sind.
Recht hat sie, die Frau Zeh, die vor mehr als 10 Jahren eine hellsichtige Dystopie über eine Art Gesundheitsdiktatur verfasst (“Corpus Delicti”) und schon früh vor überzogenen Maßnahmen gegen die Pandemie gewarnt hat. Aber das Gegenteil dessen, was sie oben anspricht ist passiert: Pflegeheime wurden nicht geschützt, 40 Prozent der Corona-Opfer starben dort. Krankenhäuser wurden nicht besser ausgestattet, es wurden sogar welche geschlossen – auch solche in öffentlicher Hand. Weitere werden folgen, denn der Kostendruck ist für die kleineren Kliniken immens.
Die Bundespolitik hat von Beginn der Krise an fast ausschließlich auf Grundrechtseinschränkungen gesetzt und auf die Impfung. Ganz so, wie ein gewisser US-amerikanischer Software-Milliardär uns das am Ostersonntag in den Tagesthemen in einer programmatischen Ansprache verkündet hat:
Wenn wahr ist, dass aktuell viele Pflegekräfte aus Frust und Überforderung ihren Beruf aufgeben oder bereits aufgegeben haben, dann wird uns auch in Zukunft nur dieser Weg bleiben, um mit saisonalen Infektionskrankheiten umzugehen: Mit Grundrechtseinschränkungen und Impfungen.
Absurderweise scheinen Medienschaffende, Politiker und die sie beratenden Wissenschaftler völlig vergessen zu haben, wozu die Grundrechtseinschränkungen – die de facto Arbeitsverbote darstellen für alle Berufsgruppen, die auf Publikumsverkehr angewiesen sind, vom Einzelhandel bis zur Kultur – ursprünglich beschlossen worden sind und auf welcher Basis das geschah: Ziel war es, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und die Risikogruppen zu schützen. Die rechtliche Grundlage dafür ist das Infektionsschutzgesetz, welches die Restriktionen an den Befund einer epidemischen Notlage von nationaler Tragweite knüpft.
Mit der weitgehenden Durchimpfung der Älteren, der zunehmenden Entspannung in den Kliniken und der saisonal üblichen Abnahme von Infektionskrankheiten wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Beendigung der epidemischen Notlage ins Auge zu fassen. Restriktionen würden damit für alle beendet, die grundgesetzwidrige Diskriminierung Ungeimpfter und bislang nicht Erkrankter – die sich dem gängigen Narrrativ zufolge wohl besonders vorbildlich an die Maßnahmen gehalten haben! – wäre damit vom Tisch.
Stattdessen klammert sich die Politik weiterhin an die unseligen Infektionszahlen, die epidemiologisch wenig aussagekräftige Hunderter-Inzidenz wurde gar als “Notbremse” fest im Gesetz verankert. Es besteht von dieser Seite her offenbar kein Interesse an einer Rückkehr zur Normalität. Söder sprach kürzlich bei Anne Will davon, der Prozess des Impfens werde „der Alltag der nächsten Jahre“ sein; die öffentlich präsenten Wissenschaftler, z.B. Prof. Wieler, unterstützen ihn bei seiner Impf-Agenda.
Wir sollten ihnen zeigen, dass wir das anders sehen.
P.S. Corina möchte der Aktion #allesdichtmachen danken. Sie ist inzwischen der Meinung, dass es besser sei alle Bühnen, Clubs und Kneipen dicht zu machen. Lockdown für immer! All das Autofahren, Boxen schleppen und Backstage rumhängen bis zum Gig macht doch keinen Sinn. Zumal in unserem Alter mit Groupies eh nix mehr läuft – oder wir sind längst mit ihnen verheiratet. Und außerdem: Es ist zu laut!
NEIN zur Kopplung von Grundrechten an eine epidemiologisch wenig aussagekräftige Inzidenz.
NEIN zu pauschalen Berufsverboten für Gastronomie, Kultur und Einzelhandel auf Basis fragwürdiger Infektionstests (IfSG Seite 5).
NEIN zur Vergabe von Privilegien in Abhängigkeit vom Impfstatus (IfSG Seite 5 unten).
…
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, aus Zeitgründen hier die Kurzfassung:
NEIN zur vierten Neuauflage des sogenannten “Infektionsschutzgesetzes”, das der Bundestag heute mit den Stimmen von CDU, SPD und Grünen verabschieden wird.
Corina meint, dass ich jetzt auch zur Risikogruppe gehöre. Drosten hat’s gesagt! Na, dann wird das wohl stimmen… Tatsächlich hat der stets leicht zerzauste Professor in seinem letzten Podcast Folgendes orakelt:
„Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum“, sagte der Virologe, auch mit Blick auf düstere Prognosen des Robert-Koch-Instituts (RKI) von vor einigen Tagen zu einem befürchteten starken Anstieg der Neuinfektionszahlen. Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf „drastisch erschweren“ wegen der Mutante, erwartet Drosten. Besonders „brenzlig“ werde es für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahre.
Ähnliches war auch zu hören in einer denkwürdigen Pressekonferenz der Professoren Spahn, Schaade und Lauterbach am vergangenen Freitag. Denkwürdig, weil wir damit die Hoffnungen auf eine Verlängerung der Lockerungen, die uns anlässlich der Landtagswahlen vom vergangenen Wochenende gegönnt wurden, vorläufig begraben können. Wir sind wieder voll im exponentiellen Wachstum! Das sagt zumindest Prof. Dr. med. Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts.
Es ist sehr schade, dass keiner der anwesenden Journalisten auf der Pressekonferenz den Professor Schaade nach seinem mathematischen Kenntnissen befragt hat. Was versteht er unter exponentiellem Wachstum? Tatsächlich sehen die von seinem Institut erhobenen Zahlen der letzten Wochen so aus:
Die Zahl der Testungen stieg in den vergangenen vier Wochen leicht an um ca. 13 Prozent. Um diesen Faktor stieg auch die Zahl der positiv Getesteten, sodass der Positivenanteil praktisch unverändert blieb zwischen 6 und 7 Prozent. Um anhand dieser Daten überhaupt von einem relevanten Wachstum sprechen zu können, muss man die gestiegene Anzahl der Testungen unterschlagen, und auch dann ist daran nichts exponentiell.
Graphisch dargestellt sieht Schaades “Exponentialfunktion” so aus:
Ganz hinten sieht man einen kleinen Anstieg von ca. 6 auf 6,8 Prozent. Möglicherweise ist hier bereits die geänderte Teststrategie erkennbar, die zunehmend auf Schnelltests setzt. Unter anderem aufgrund der schlechteren Genauigkeit dieser Tests (geringere Spezifität) sind mehr Positive zu erwarten, auch wenn nicht mehr Menschen tatsächlich erkrankt sind. Es steht zu erwarten, dass dies in den kommenden Wochen für weiter steigende Inzidenzen sorgt.
“[…] aber eine gestiegene Inzidenz bedeutet ja nicht, dass wir sehr viel mehr Kranke, klinisch wirklich schwer betroffene Patienten haben werden. Sondern wir werden in Kitas und Schulen Schnelltests durchführen und da werden wir viele symptomlose Coronaträger identifizieren. Deswegen halte ich es für falsch, grundsätzlich falsch, dass wir uns nur auf diese Zahl konzentrieren und daraus weitreichende politische Folgerungen ableiten.” Das sagt Professor Heinze, Leiter des Universitätsklinikums Magdeburg. Er plädiert dafür, auch die Situation in den Krankenhäusern zur Lagebeurteilung heranzuziehen. Diese hält er für zumindest in seiner Region für “kontrolliert” und und sieht deshalb keinen Grund, wieder in einen “totalen Lockdown zu verfallen”.
Aber was ist nun dran an Drostens Warnung, es werde für mich “brenzlig”? In den Daten des Statistischen Bundesamtes sieht man davon nichts:
Ich habe für diese Graphik die Auswertung vom Januar fortgesetzt. Alles hier Gesagte gilt weiterhin. Die Fortführung der Datenreihe in 2021 zeigt, dass die Sterberate in allen gefährdeten Altersgruppen seit dem Jahreswechsel stetig abnimmt. Die Altersgruppe bis 65 Jahre war von der “Corona-Welle” ohnehin nie ernsthaft gefährdet (untere blaue Linie).
In der nicht nach Altersgruppen unterschiedenen Graphik des Statistischen Bundesamtes…
…ist übrigens erkennbar, dass die Sterbefallzahlen zuletzt unter dem niedrigsten Stand der Vorjahre waren. Drostens dritte Welle beginnt ganz unten – wahrscheinlich schwappt sie dann umso höher. Zumindest, wenn’s nach dem Orakel von der Charité geht: “Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum.”
Auf der Seite EUROMOMO findet man die Sterbezahlen vieler europäische Länder im Vergleich. Deutschland ist dort leider nur mit den Bundesländern Hessen und Berlin vertreten. Interessant, wenn auch wenig hoffnungsvoll stimmend, ist der Vergleich mit dem weitgehend durchgeimpften Israel. Dort sieht man sich aktuell genötigt, trotz der weit fortgeschrittenen Impfung den Lockdown zu verlängern. Während bei uns eine für die Jahreszeit normale Sterblichkeit herrscht, ist sie dort weiterhin erhöht.
Befürworter einer Massenimpfung täten gut daran, auch diese Daten aus dem Biontech/Pfizer-“Versuchslabor” Israel zur Kenntnis zu nehmen.
Während ich dies schreibe höre ich, dass der deutschlandweite Inzidenzwert heute die 100 überschritten hat. Morgen will die Bund-Länder-Runde die sogenannte “Notbremse” diskutieren, im Raum steht eine Lockdown-Verlängerung bis Mitte April, einschließlich Ausgangssperren und allem Pipapo. Na dann gute Nacht, Corina.
Corina meint, ich solle mal was schreiben über ein Youtube-Video. Ich habe nicht die geringste Lust dazu, denn mich ärgert diese Geschichte sehr. Andererseits ist es vielleicht kein Fehler, diesem Ärger ein bisschen Luft zu machen. Außerdem bin ich es wohl Prof. Dr. Bhakdi schuldig, aus dessen Buch ich mich für meinen Blog reichlich bedient habe, dass ich ihn mit meinen Mitteln, so geringfügig diese auch sein mögen, gegen Diffamierung verteidige. Corina hat wie immer Recht, also los!
Der ehemalige ARD-Journalist Hans Jessen hat nach seinem Eintritt in den Ruhestand eine neue journalistische Heimat gefunden im Team des Youtube-Reporters und Aktivisten Tilo Jung. Beide sind Teilnehmer der Bundespressekonferenz, von der sie regelmäßig berichten und in der sie oft richtige und wichtige Fragen stellen. Seit ein paar Wochen nun moderiert Hans Jessen eine Art Talk-Radio: Anrufer besprechen mit ihm politische Themen, die ihnen am Herzen liegen. Seine vergangene Sendung (und die erste, die ich von diesem neuen Format gesehen habe) war der Anlass für meinen Ärger.
Der erste Anrufer – Nico – stellt sich vor als jemand, der dem “offiziellen” Corona-Narrativ und den daraus abgeleiteten Restriktionen gegenüber kritisch eingestellt ist. Er beklagt die Sperrung von kritischen Youtube-Kanälen und wünscht sich eine offenere Diskussion, in der beispielsweise auch mal ein Dr. Wodarg in die Sendung von Markus Lanz eingeladen wird, um mit Prof. Drosten zu diskutieren.
Damit könnte das Gespräch eigentlich beendet sein, denn alles, was Nico sich wünscht, sollte selbstverständlich sein in einer offenen und demokratischen Gesellschaft: dass kritische Stimmen nicht gelöscht werden und dass die gebührenfinanzierten Medien ihren gesetzlich vorgegebenen Aufrag nach umfassender Information erfüllen. Natürlich widerspricht Hans Jessen dem nicht grundsätzlich, er zieht das Gespräch aber in die Länge, hinterfragt Nicos Position und nutzt die Gelegenheit, um immer wieder eigene, den Regierungskurs stützende Talking Points zu platzieren. Was nicht ganz fair ist, denn Nico betont wiederholt, dass ihm bei dem Anruf nicht an der Diskussion fachlicher Details gelegen sei, sondern daran, auf Missstände in der öffentlichen Diskussion hinzuweisen.
Hans Jessen hingegen gibt sich reichlich Mühe, Zweifel am Vorhandensein dieser Missstände zu säen. Zunächst bestreitet er, dass außer Ken Jebsen noch andere “Corona-kritische” Kanäle von Youtube gesperrt wurden; Nico nennt als Beispiele korrekterweise den Corona-Untersuchungssausschuss und den Kanal “Nuoviso”. Im weiteren Verlauf des Gesprächs zielt Jessen darauf ab, dass es durchaus berechtigt sei, das Verbreiten von gefährlichen Falschinformation (neudeutsch: Fake News) zu unterbinden. Darüber könnte man diskutieren, wenn Jessen nicht selber an mehreren Stellen des Gesprächs genau dieses tun würde: Falschinformationen verbreiten.
Bei 16:50 kommt Jessen auf den bekannten “Corona-Skeptiker” Prof. Bhakdi zu sprechen und unterstellt ihm folgende Aussage, Zitat aus der oben verlinkten “Jessen-Show”: „Man könne die Gefährlichkeit des Virus gar nicht feststellen, solange man nicht eine Vergleichszahl von – ich weiß nicht genau – 50.000 hätte, die daran erkrankt seien, und eine Vergleichsgruppe, genau so groß, die nicht [erkrankt ist], und erst wenn man festgestellt habe in dem Vergleichstest, wie viele davon tatsächlich sterben, erst dann hätte man eine wissenschaftlich exakte Analyse und könnte weiterreden.
Da ist mir dann doch der Atem gestockt, dass ein emeritierter Wissenschaftler verlangt, dass man erst 20- oder 50.000 Menschen sterben lässt bevor man sagen kann, jetzt haben wir den Beweis und jetzt kann die Politik handeln – das geht doch auch nicht.”
Das fett Markierte hat Hans Jessen frei erfunden. In Wahrheit spricht Bhakdi in einem frühen Video (offener Brief an Merkel) tatsächlich davon, dass man sich zwei Vergleichsgruppen von beispielsweise je 10.000 Patienten anschauen müsse, von denen die einen an Covid-19, die anderen an einem althergebrachten Corona-Virus erkrankt seien, um die Letalität beider Erkrankungen zu vergleichen. Nur so könne man die Gefährlichkeit der neuen Krankheit beurteilen – ein völlig naheliegender Gedanke und ganz sicher Usus in der Epidemiologie. Tatsächlich konnte man auch davon ausgehen, dass im dritten Monat der Pandemie (Zeitpunkt der Entstehung von Bhakdis “Fragen an Merkel”-Video ist Ende März) solche Daten vorliegen würden. Sie wurden allerdings – bis auf eine französische Studie, die am 19. März erschienen war und eine große Gefahr durch Covid-19 nicht belegte – nicht ausgewertet, in den Medien thematisiert oder gar bei politischen Entscheidungen berücksichtigt.
An keiner Stelle sprach Bhakdi davon, dass man erst 10.000 oder mehr Tote abwarten müsse. Das ist völliger Humbug und eine üble Verleumdung durch durch den ehemaligen ARD-Journalisten, der das angebliche Zitat nutzt, um dem emeritierten Professor die Diskursfähigkeit abzusprechen.
Eigentlich sollte Bhakdi gegen solch üble Nachrede klagen, ich habe aber gelesen, dass er das Land verlassen will. Jessen ist ja leider bei weitem nicht der einzige, der ihm derart übel mitspielt.
Bhakdis tatsächlich gestellte Forderung, dass man bei 10.000 Patienten den Krankheitsverlauf betrachten solle, wäre vielleicht zu kritisieren, wenn es diese Patienten nicht gäbe – dann hätte man drei Monate nach Entdeckung des Virus aber auch keine Pandemie – und sie wäre wohl ethisch fragwürdig in Bezug auf eine Krankheit mit einer Letalität nahe 100 Prozent. Beides war aber im März 2020 nicht gegeben: Die notwendigen Fallzahlen für solche Studien hatte man längst in China, während die geschätzte Sterblichkeitsrate (unter Berücksichtigung der Dunkelziffer nicht entdeckter Fälle) bei ca. 0,5 Prozent lag.
Den Unsinn mit den 50.000 Toten, die man Bhakdi zufolge abwarten müsse, bevor eine Faktenbasis für politische Entscheidungen gegeben sei, wiederholt Jessen bei 38:55 im oben verlinkten Video. Zuvor lenkt er das Gespräch noch auf Boris Reitschuster, den er auf ähnliche Weise diffamiert.
Ich habe immer noch keine Lust, diesen Beitrag zu schreiben, aber es muss wohl sein. Reitschuster läuft nämlich Gefahr, der nächste unbequem-kritische Geist zu werden, ähnlich wie zuvor Professor Bhakdi oder Dr. Wodarg, der von den sogenannten “Leitmedien” diffamiert und damit aus dem öffentlichen Diskurs entfernt wird [1]. Also weiter:
Jessen behauptet, Reitschuster habe in der Bundespressekonferenz ein WHO-Papier falsch zitiert und sich durch fünfmaliges Wiederholen einer längst beantworteten und ohnehin irrelevanten Frage für die BPK disqualifiziert. Es ist dabei herauszuhören, dass Jessen den Reitschuster lieber nicht mehr in der BPK sehen würde, auch wenn er das so deutlich nicht sagt. Der Witz dabei ist: Dieses Insistieren auf der immer gleichen Frage ist eine Methode von Jessens Kumpel Tilo Jung, mit der dieser die Regierungssprecher beispielsweise beim Thema “Drohnenmorde via Ramstein” regelmäßig – und aus meiner Sicht mit Fug und Recht – mehr als nur ein bisschen ärgert.
Aber zurück zu Jessen und Reitschuster. Was Jessen über diesen äußert, das zitiere ich jetzt nicht, es ist im oben verlinkten Video nachhörbar (ab 33:35). Die WHO-Notiz, um die es dabei geht, kann hier eingesehen werden:
Nachstehend eine Übersetzung der wesentlichen Punkte:
Die WHO-Leitlinie “Diagnostische Tests für SARS-CoV-2” besagt, dass eine sorgfältige Interpretation von schwach positiven Ergebnissen erforderlich ist (1). Die zum Virusnachweis erforderliche Zyklusschwelle (Ct) ist umgekehrt proportional zur Viruslast des Patienten. Wenn die Testergebnisse nicht mit dem klinischen Bild übereinstimmen, sollte eine neue Probe entnommen und mit der gleichen oder einer anderen NAT-Technologie erneut getestet werden.
[Anmerkung: Wenn zum Beispiel der Test anschlägt, ohne dass der Probant Symptome zeigt, dann sollte der Test wiederholt werden]
Die WHO weist IVD-Anwender darauf hin, dass die Krankheitsprävalenz den prädiktiven Wert der Testergebnisse verändert; mit abnehmender Krankheitsprävalenz steigt das Risiko eines falsch positiven Ergebnisses (2). Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit einem positiven Ergebnis (SARS-CoV-2 nachgewiesen) tatsächlich mit SARS-CoV-2 infiziert ist, mit abnehmender Prävalenz sinkt, unabhängig von der behaupteten Spezifität.
Die meisten PCR-Assays sind als Hilfsmittel für die Diagnose indiziert, daher müssen Gesundheitsdienstleister jedes Ergebnis in Kombination mit dem Zeitpunkt der Probenahme, dem Probentyp, den Assay-Spezifika, den klinischen Beobachtungen, der Patientenanamnese, dem bestätigten Status etwaiger Kontakte und epidemiologischen Informationen berücksichtigen.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Und hier die BPK-Frage, auf die Jessen sich bezieht:
Die Antwort Drostens, der die Frage ins Lächerliche zieht und so tut, als seien nur die hiesigen Labortechniker in der Lange, den Beipackzettel seiner Tests zu lesen, ist eigentlich eine Frechheit. Insbesondere, da ihm die Problematik der nicht standardisierten Zyklusschwelle (Ct-Wert) durchaus bekannt ist – er selbst hat sie in seinem NDR-Podcast bereits thematisiert. Reitschuster tat gut daran, seine Frage bezüglich einer Nachtestung der sehr wahrscheinlich falsch positiven asymptomatischen Fälle immer wieder zu stellen – eine vernünftige Antwort darauf hat er bis heute nicht bekommen.
Zurück zu Jessen. Er platziert seine Fake News und Diffamierungen auf eine betont ruhige und altväterliche Art, die, wäre sie beabsichtigt und würden die Diffamierungen wider besseres Wissen erfolgen, an Perfidität kaum zu überbieten wäre. Den Anrufer Nico bringt er so dazu, dass er von sich aus sagt, Reitschuster solle nicht mehr zur BPK geladen werden (aber wohl ein anderer Kritiker an seiner Stelle).
Ich halte es für möglich, dass Jessen es selbst nicht besser weiß und seinerseits ein Opfer sogenannter “Faktenchecker” ist, die seit einiger Zeit – teils öffentlich-rechtlich finanziert – im Internet ihr Unwesen treiben. So oder so, die journalistische Sorgfaltspflicht verlangt ordentliche Recherche, auch von einem Youtube-Journalisten – und unabhängig davon, ob dieser nun Ken Jebsen heißt oder Hans Jessen.
In wenigen Tagen jährt sich das erste Auftreten des „neuartigen Coronavirus“ SARS-CoV-2 in Deutschland. Die Daten dazu aus 2020 liegen inzwischen fast vollständig vor, wodurch sich ein Blog-Update in Form eines Vergleichs mit den Vorjahren anbietet, um einen Eindruck von der wahren Gefährdung durch das medial dauerpräsente Virus zu bekommen.
Ich wähle für meinen Vergleich die Sterbefall-Zahlen des Statistischen Bundesamts. Der Vorteil dieser Zahlen gegenüber denen des Robert-Koch-Instituts ist: sie sind eindeutig. Sie sind nicht abhängig von irgendwelchen Tests, die nach Virus-Gensequenzen suchen und bei denen man endlos diskutieren kann über Teststrategie und -spezifität, falsch Positive und „an oder mit Corona“ Verstorbene. Der Nachteil hingegen ist, dass diese Zahlen nicht nach Todesursachen unterscheiden. Aber: Eine Epidemie, die diesen Namen verdient, müsste in den Zahlen und Verläufen zu erkennen sein. Beide „Corona-Wellen“, die erste im März/April 2020 und die zweite ab Oktober dieses Jahres müssten bei einer echten Epidemie beispielsweise die Grippewelle des Jahres 2018 deutlich übertreffen.
Einsehbar sind beim Statistischen Bundesamt die Jahre 2016 bis 2020, wobei für 2020 Daten vorliegen bis zur Woche 51. Die letzten Tage des Jahres fehlen, aber sie dürften das Bild kaum mehr wesentlich verändern. Graphisch aufbereitet habe ich die Zahlen so, dass nach zwei Altersgruppen unterschieden wird: Bis 65 Jahre und darüber.
Im unteren Bereich des Diagramms bei knapp 3000 Fällen pro Woche sieht man im obigen Bild die Altersgruppe bis 65 Jahre – praktisch ohne Unterschied zwischen den Jahren 2016 bis 2020. Lediglich im Bereich der zehnten Woche findet man bei genauerer Betrachtung im Jahr 2018 eine Erhöhung, für die man die Influenza verantwortlich macht:
Mit grünen Punkten markiert ist hier das Jahr 2020, welches sich ohne Auffälligkeit zwischen die anderen Jahre einreiht. Für die Altersgruppe bis 65 Jahre lässt sich anhand dieser Verläufe somit sicher sagen: Corona ist nicht tödlicher als die jährlich wiederkehrende Grippe.
Deutlichere Unterschiede zwischen den betrachteten Zeiträumen sieht man bei der Gruppe über 65 Jahre:
Erkennbar ist: eine saisonal stark erhöhte Sterblichkeit gab es in dieser Altersgruppe sowohl durch die Influenza-Welle im Jahr 2018, als auch im „Corona-Jahr“ 2020. Die Zahlen beider Jahre liegen in der selben Größenordnung.
Das gilt auch für die Gruppe der über Achtzigjährigen, von denen Prof. Drosten in seinem Podcast behauptet hat, COVID-19 sei für sie „wie die Pocken im Mittelalter“:
In der obigen Rückschau wird deutlich, dass „Corona“ nicht um Größenordnungen gefährlicher ist als die übliche, jährlich wiederkehrende Grippe. Das gilt für alle Altersgruppen. In der Altersgruppe bis 65 Jahre starben sogar weniger Menschen im Corona-Jahr 2020 als im Jahr der schweren Grippewelle 2018.
Anmerkungen
Der Vergleich der reinen Sterbezahlen hat den Vorteil, dass er einfach ist und gut durchschaubar. Er bietet keinen Raum für „statistische Tricksereien“. Er hat aber auch Nachteile:
1. Die sich jährlich ändernde Altersverteilung und das Bevölkerungswachstum bleiben unberücksichtigt. Wenn in einem Jahr mehr über Achtzigjährige da sind, dann werden in diesem Jahr auch mehr aus dieser Gruppe sterben. Um genau zu sein müsste man Korrekturen vornehmen, um solche Unterschiede auszugleichen. Statistiker der Uni München haben das getan: das Ergebnis ist, dass die relativen Sterbezahlen des Jahres 2020 sich noch mehr den anderen Jahren angleichen.
2. Die in 2020 eingeführten Maßnahmen bleiben unberücksichtigt. Das gilt sowohl für die negativen Auswirkungen, beispielsweise aufgrund nicht vorgenommener Behandlungen in Krankenhäusern, die Kapazitäten für COVID-Patienten reserviert hatten, oder für psychische Folgen bis hin zum abnehmenden Lebensmut durch Angst und Vereinsamung (nicht nur) bei alten Menschen. Unberücksichtigt bleiben natürlich auch für die positiven Folgen der Maßnahmen. Allerdings: Eine kürzlich erschienene Studie von Forschern der Standord University schätzt die positiven Effekte strenger Restriktionen als gering ein.
3. Das Gegenrechnen von Todesfällen mag kalt und empathielos erscheinen. Ja, jeder Tote ist einer zuviel. Und ja, auch ich mache mir Sorgen um meine Eltern. Mein Vater wurde in 2019 bei einem Krankenhausaufenthalt (!) mit einer schweren Influenza infiziert. Solche Fälle gilt es zu vermeiden – das macht man nicht, indem man die ganze Bevölkerung unter Generalverdacht stellt und ihr das Rodeln polizeilich verbietet. Die das tun und dabei Grundrechte außer Kraft setzen argumentieren ebenfalls mit Toten. Und sie geben vor, Kliniken vor Überlastung schützen zu wollen, während sie gleichzeitig Krankenhäuser schließen, auch während der “Jahrhundertpandemie“. Das bezeichne ich als kalt und empathielos.
Fazit
Die wesentliche Erkenntnis aus dem Vergleich: Es starben in 2020 kaum mehr Menschen als im Grippejahr 2018. COVID-19 ist somit nicht deutlich gefährlicher als die Grippe, auch unter Berücksichtigung der ergriffenen “Maßnahmen”. Das widerlegt Schätzungen vom Anfang des Jahres, die um den Faktor 10 erhöhte Sterbezahlen prognostiziert hatten. Insbesondere widerlegt die Auswertung auch Drostens Pocken-Vergleich für die über Achtzigjährigen, von denen wir wissen, dass sie – insbesondere in den Heimen – durch die unspezifischen Maßnahmen nur unzulänglich geschützt waren.
Corina meint: Klar, im Rückblick ist man immer schlauer. Man sollte diese Erkenntnisse dann auch nutzen – es sieht aber nicht so aus, als würde das geschehen. Der aktuelle Lockdown wurde gerade trotz sinkender Fallzahlen verlängert, die Maskenpflicht verschärft. Es gibt in England eine neue Virusmutation… die ist jetzt aber mal richtig schlimm – oder?
Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Sonderauswertung vom 15. Januar 2021
Die Gitarre da ist Corina, meine Neue. Falls sich jemand wundert, warum ich ihr einen Mund-Nase-Schutz übergezogen habe: Nun, Corina ist jung und ungestüm und will die Bühne rocken. Aber die Regierung hat’s verboten, wegen Corona! Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt und immer an die vom Virus ausgehende Gefahr erinnert wird, habe ich ihr die Maske verpasst. So ähnlich wie die Regierung uns…
Und natürlich als Symbol für den Lockdown, der zwar für die meisten von uns weitgehend aufgehoben wurde – aber Maskenpflicht und Abstandsregeln bedeuten ein faktisches Berufsverbot für unzählige Musiker, Schauspieler, Veranstaltungstechniker, Clubbetreiber und andere in der Unterhaltungsbranche Beschäftigte. Wie es zum Auftrittsverbot für Corina & Co kam und ob es gerechtfertigt ist, dieses weiter aufrecht zu erhalten – das soll in diesem kleinen Blog betrachtet werden.
Es ist Mitte Juli, die „Corona-Welle“ von März/April ist längst vorbei (1), die vom Robert-Koch-Institut diesbezüglich ermittelten Fallzahlen sind aktuell so niedrig wie nie (2) und trotzdem spricht Gesundheitsminister Spahn immer noch davon, dass zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sein müssten, um „einen Unterschied zu machen“.
Ich frage mich: Was ist da los? Auf welchem miesen Trip ist der?
Die Zahl „zwei Drittel“ oder 66 % war ja durchaus mal begründbar und herleitbar – Anfang März, als man davon ausgehen konnte, dass das neuartige Coronavirus auf Menschen trifft, die ihm keinerlei Immunität entgegenzusetzen haben. Zumindest ging Professor Drosten davon aus; andere widersprachen dieser Sichtweise schon damals. In seinem Podcast rechnete Drosten vor, dass dem Stand der Forschung zufolge ein Erkrankter drei weitere Personen anstecken würde; wenn man die Ausbreitung stoppen wolle, dann müsse diese Zahl – die berühmte „Reproduktionszahl – unter eins sinken (3).
3 – 1 = 2, somit müssten zwei Drittel bzw. 66 Prozent die Krankheit durchlaufen, wodurch sie immunisiert würden und dazu beitrügen, die Ausbreitung zu stoppen. Alternativ zur Immunisierung mittels „Durchseuchung“ könne die Ausbreitung durch Kontaktbeschränkungen verlangsamt werden – bis es einen Impfstoff gäbe.
So lautete Drostens Überlegung Anfang März, und damals erschien sie mir als interessiertem Hörer seines Podcasts ebenso nachvollziehbar wie sinnvoll. Inzwischen wissen wir, dass einiges an dieser Rechnung – die nicht nur von Drosten alleine aufgestellt worden war, sondern beispielsweise auch diversen epidemiologischen Hochrechnungen zugrunde lag – nicht ganz richtig gewesen sein kann.
So sank bekanntlich die Reproduktionszahl bereits im März unter eins, und zwar noch vor dem eigentlichen Lockdown. Freiwillige Kontaktbeschränkungen mögen dabei eine Rolle gespielt haben, beispielsweise vermehrtes Arbeiten im Homeoffice, ebenso wie frühlingshafte Temperaturen – ein schlechtes Klima für Viren. Mit großer Sicherheit war aber die wichtigste Annahme einfach falsch: Das Fehlen jeglicher Immunität gegenüber diesem zwar neuen, aber mit anderen Erkältungsviren eben doch verwandten Coronavirus.
Für eine wie auch immer geartete Immunität spricht vor allem die große Anzahl derer, die eine Infektion mit SARS-CoV-2, wie das neuartige Coronavirus korrekt heißt, durchmachen, ohne überhaupt Krankheitssymptome zu entwickeln oder wenn, dann nur ganz leichte. Der Anteil dieser offenbar weitgehend immunen Personen unter den Infizierten beträgt Studien zufolge mindestens 80 Prozent und liegt damit schon deutlich über den zwei Dritteln, die gemäß den früheren Überlegungen erst noch immunisiert werden müssten. Sogar Drosten hat in einer späteren Podcast-Folge die Möglichkeit einer „versteckten Hintergrund-Immunität“ eingeräumt.
Und trotzdem hält Jens Spahn an der Aussage „zwei Drittel müssen geimpft werden“ fest. Corina meint, das sei erstaunlich. Ich gebe ihr da Recht und finde es obendrein ein bisschen beunruhigend. Wenn man sich anschaut, wie „gut“ Grippeimpfungen funktionieren, dann ist das jedenfalls kein gutes Omen für eine Rückkehr zur Normalität – und auf die Bühne. Außer vielleicht, man spielt für Autos. Jedenfalls möchte ich Drostens Idee einer „versteckten Hintergrund-Immunität“ für den weiteren Verlauf des Blogs im Auge behalten.
(1) Die “Welle” ist längst vorbei:
(2) Fallzahlen so niedrig wie nie:
Quelle für (1) und (2): RKI-Situationsbericht vom 16.07.2020
Am 24. Januar 2020 erkrankte ein Mitarbeiter der Firma Webasto mit Halsschmerzen, Schüttelfrost und Muskelschmerzen. Am folgenden Tag bekam er Husten und Fieber mit 39,1°C. Am Abend des nächsten Tages fühlte er sich besser und ging am 27. Januar wieder zur Arbeit.
Wie sich wenig später herausstellte, war er der erste Deutsche mit COVID-19.
Vor dem Auftreten der Symptome hatte er am 20. und 21. Januar an Firmen-Meetings mit einer chinesischen Kollegin teilgenommen. Die Chinesin, die selber auch erkrankt war, wurde nach ihrer Rückkehr positiv auf das neuartige Corona-Virus getestet, woraufhin der deutsche Firmensitz informiert wurde und der dort erkrankte Mitarbeiter ebenfalls getestet wurde – mit dem bekannten Ergebnis.
Befragungen von Webasto-Mitarbeitern ergaben, dass die Chinesin während ihres Besuchs einen normalen und gesunden Eindruck gemacht habe. Diese Information floss ein in einen medizinischen Bericht, der sofort in Fachkreisen veröffentlicht wurde.
Deutschland hatte damit nicht nur seinen ersten „Corona-Patienten“, sondern die Fachwelt hatte auch einen scheinbar eindeutig dokumentierten Fall von Ansteckung durch eine symptomfrei infizierte Person.
Normalerweise gilt: Wer krank ist bleibt zuhause, um sich auszukurieren. Wenn trotzdem jemand mit Husten und Schnupfen als Virenschleuder unterwegs ist, dann hält man sich so gut wie möglich von dem fern, um sich nicht anzustecken. Hingegen wäre eine symptomlos ansteckende Person eine Bedrohung für die Gesundheit aller, die umso größer ist, weil man die Gefährdung nicht erkennen kann. Auf dieser Bedrohung – und dem daraus abgeleiteten Generalverdacht – beruhen sämtliche Maßnahmen, die wegen “Corona” eingeführt wurden: von Abstands- und Hygieneregeln über die Maskenpflicht bis hin zum Lockdown und dem faktischen Berufsverbot für alle, die ein Publikum in geschlossenen Räumen brauchen.
Der Haken an der Sache ist nur: Die chinesische Webasto-Mitarbeiterin war gar nicht symptomfrei. Sie hatte auf ihre Umgebung nur so gewirkt, weil sie Tabletten genommen hatte, um die Meetings durchzustehen. Einem später erfolgten Telefonat gemäß hatte sie sich müde gefühlt, unter Muskelschmerzen gelitten und ein schmerzstillendes und fiebersenkendes Medikament genommen (1). Die Symptome mögen nicht allzu schwer gewesen sein, aber die Frau war jedenfalls nicht symtomfrei. Auch wichtig: Die von ihr angesteckten Webasto-Mitarbeiter hatten ebenfalls nur kurze und relativ leichte Krankheitsverläufe.
Trotzdem hält sich die Angst vor der „symptomlosen Übertragung“ seither hartnäckig – mit den bekannten Folgen. Ich behaupte nicht, dass eine Ansteckung kurz vor Symptombeginn unmöglich ist – sie ist nur sehr, sehr unwahrscheinlich. Der Schweitzer Immunologe Beda M. Stadler sieht das so:
Der nächste Witz, den gewisse Virologen verbreitet haben, war die Behauptung, dass diese symptomlos Kranken trotzdem andere Menschen anstecken könnten. Diese „gesunden“ Kranken würden im Rachenraum so viele Viren beherbergen, dass bei einer normalen Unterhaltung zwischen zwei Menschen der eine „Gesunde“ den anderen Gesunden anstecke. Nun muss man sich vergegenwärtigen, was da alles abläuft. Falls sich irgendwo im Körper, eben auch im Rachen, Viren bilden, heißt das, dass menschliche Zellen zugrunde gehen. Wenn Zellen sterben, wird sogleich das Immunsystem alarmiert, und es entsteht eine Entzündung. Eines der fünf Kardinalsymptome einer Entzündung ist der Schmerz. Es ist verständlich, dass leidende Covid-19-Patienten sich nicht mehr an das anfängliche Kratzen im Hals erinnern können und dann allenfalls behaupten, sie hätten vor ein paar Tagen noch keine Symptome gehabt. Daraus als Arzt oder Virologe eine Story von „gesunden“ Kranken zu machen, die Panik verursacht und oft ein Grund war für strengere Lockdown-Massnahmen, zeigt, wie schlecht der Witz in Wirklichkeit war. Wenigstens hat die WHO die Behauptung der asymptomatischen Ansteckung nicht übernommen und zweifelt diese Behauptung sogar auf ihrer Webpage an.
Trotzdem hält sich der Glaube an die symptomlose Ansteckung hartnäckig. Er wurde aktuell wieder angefacht durch einen Artikel in der New York Times, der die Webasto-Geschichte ausgegraben hat; andere Zeitungen haben dessen Narrativ übernommen bis hin zu meiner regionalen Tageszeitung, die heute ein Interview brachte mit der Ärztin, die den ursprünglichen Bericht über die angeblich symptomfreie Übertragung verfasst hat (2).
Dieser Glaube wird verstärkt durch das Verfahren, mit dem die Corona-Fälle ermittelt werden: Der von Professor Drosten erstellte PCR-Test. Eine Eigenschaft dieses Tests ist, dass er zwar sehr genau Gensequenzen von Viren detektieren kann, aber nicht unterscheidet, ob die gefundenen Gene von aktiven (vermehrungsfähigen) Viren stammen, oder ob es sich um “totes” Genmaterial handelt nach erfolgreicher Abwehr durch das menschliche Immunsystem.
Macht man also bei einem immunen Menschen einen PCR-Corona-Test, wird ja kein Virus detektiert, sondern nur ein kleines Stück des viralen Genoms. Der Test wird so lange positiv sein, bis keine Trümmer des Virus mehr vorhanden sind. Richtig, auch wenn längst keine infektiösen Viren mehr vorhanden sind, kann ein Corona-Test also noch positiv ausfallen, weil durch die PCR-Methode selbst ein kleines Stück des viralen Genmaterials im Test genügend vervielfältigt wird. So geschehen, als aus Korea die Meldung rund um den Globus ging und von der WHO übernommen wurde, dass mehr als zweihundert Koreaner, die Covid-19 durchgemacht hatten, wieder angesteckt worden seien, dass also wahrscheinlich keine Immunität gegen dieses Virus entstehe. Die Erklärung des wahren Sachverhalts und die Entschuldigung kamen erst etwas später, als man feststellte, dass die immunen Koreaner alle kerngesund seien und nur einen kurzen Zweikampf mit dem Virus hatten. Der Haken war eben, dass die Virustrümmer mit dem allzu sensitiven Test noch erfasst wurden und das Signal „positiv“ auslösten. Wahrscheinlich beruhen bei uns eine Großzahl der täglich rapportierten Ansteckungen bloß auf solchen Virustrümmern.
Es wird einfach angenommen, dass eine positiv getestete Person immer auch infiziert – und damit infektiös – sei, ohne Rücksicht auf den Zustand des gefundenen Genmaterials. Denn tatsächlich spricht der PCR-Test bei einem asymptomatischen Menschen, bei dem er überwiegend “totes” Genmaterial findet, ebenso an wie einem wirklich Kranken. Weil deshalb beide auch bezüglich der Ansteckungsgefahr in einen Topf geworfen, werden spricht der oben zitierte Immunologe Prof. Stadler bezüglich der Idee eines symptomlos und trotzdem ansteckenden Kranken von einem “Witz, den gewisse Virologen verbreitet haben”.
Corina meint, das sei ein schlechter Witz, wenn wir deswegen nicht auftreten dürfen. Ich stimme ihr zu und sehe die Gleichbehandlung von lediglich positiv Getesteten mit tatsächlich Erkrankten durch Politik, Medien und sogar in der Wissenschaft mit großer Sorge.
In Kapitel über Jens Spahn und seine Impfpläne wurde erwähnt, dass mindestens 80 Prozent der Corona-positiv Getesteten nicht oder nur leicht erkranken; diese Personen besitzen offenbar eine gewisse Immunität. Um zu verstehen, wie es bei einem “ganz neuen” Virus zu einer solchen Immunität kommen kann, braucht es einen Schnellkurs in Immunologie.
Bevor Viren in unsere Körperzellen eindringen können, müssen sie als Erstes an diese »andocken«. Dafür besitzen sie eine Art »Händchen«. Sind sie in eine Zelle eingedrungen, werden sie vermehrt und können danach Nachbarzellen befallen und sich ausbreiten.
Unsere Immunität gegen die Corona-Viren beruht auf zwei Säulen:
1) Antikörper,
2) spezialisierte Zellen unseres Immunsystems, die sogenannten Helfer-Lymphozyten + Killer-Lymphozyten.
Wir erinnern uns: Wenn sich ein neues Virus Zutritt in unseren Körper verschafft und eine Erkrankung auslöst, produziert unser Immunsystem Antikörper. Bei einer schweren Erkrankung viele, bei einer leichten wenige und bei einer symptomlosen Infektion wahrscheinlich fast gar keine Antikörper. Die produzierten Antikörper werden gegen sehr viele Stellen des Virus gebildet, aber nur die, die gegen die »Händchen« gerichtet sind, können schützend wirksam werden. Dann wird das »Andocken« der Viren an unseren Körperzellen verhindert (Schritt 1). Beim Test auf Antikörper werden verschiedene gefunden. Die reine Feststellung, ob Antikörper vorhanden sind, erlaubt primär keine Aussage über deren Wirksamkeit bzw. die Immunität eines Menschen. […]
Gelingt es Corona-Viren, in Zellen einzudringen, und kommt es zu deren Vermehrung, greift der zweite Arm des Immunsystems. Jetzt werden die Abwehrzellen aktiv. Die Virus-befallenen Zellen werden erkannt und durch Killer-Lymphozyten abgetötet, die Virusvermehrung findet nicht statt (Schritt 2).
Diese zweite Säule der Immunität gegen Corona-Viren ist allgemein so gut wie unbekannt. Ganz wichtig dabei: Sie ist weit verbreitet und wirksam in der Bevölkerung und kommt durch die ständige Auseinandersetzung unseres Immunsystems mit alltäglichen Corona-Viren zustande […].
Was ist Kreuzimmunität?
Diese Frage ist von sehr großer Bedeutung. Der Wandel von Corona-Viren vollzieht sich meistens in sehr kleinen Schritten. Schützende Antikörper und Lymphozyten gegen Typ A werden deswegen auch gegen den Nachkömmling Aa wirksam sein, wenngleich vielleicht in etwas geringerem Maße. Gegen Typ B hingegen könnten die Immunmechanismen unwirksam sein.
Kommt B zu Besuch vorbei, gibt es Husten und Schnupfen. Danach besteht Kreuzimmunität gegen den nächsten Verwandten Bb. Der Umfang der Kreuzimmunität baut sich bei Neuinfektionen also ständig aus.
Wer denkt nicht mit Unbehagen an das erste Jahr im Kindergarten zurück. Oh nein, im Winter jagt eine Erkältung mit Husten und Schnupfen die nächste – das Kind ist kaum je gesund! Aber zum Glück ist es im zweiten Jahr besser. Und im dritten Jahr kommt das Kind mit nur ein bis zwei Erkältungen durch den Winter. Bis zum Schulanfang besteht also schon eine gute Herdenimmunität gegen Corona-Viren. Was bedeutet das eigentlich?
Herdenimmunität bezeichnet den Schutz vor Erkrankung der Herde, also der Kinder bzw. der Allgemeinbevölkerung insgesamt. Herdenimmunität bei Viren, die sich wenig verändern wie bei Masern, kann als relativ absoluter Begriff verstanden werden. Immunität beruht hier fast ausschließlich auf Anwesenheit von Antikörpern, weil die »Händchen« des Virus immer gleich aussehen. Immunität ist dann gleichzusetzen mit »nicht empfänglich« bzw. »nicht infizierbar«. Die Situation ist schwarz-weiß: Symptomfreie oder symptomarme Infektionen gibt es [bei Masern] nicht.
Bei Corona-(und Grippe-)Viren ist Herdenimmunität nicht absolut. Denn das »Nichtkrankwerden« beruht nicht allein auf dem Verhindern der Infektion durch Antikörper, sondern zu einem wichtigen Teil auf dem Löschen des Brandes – also der Virusvermehrung nach dem Befall der ersten Zellen – durch die Lymphozyten. Immunität ist hier nicht gleichzusetzen mit »nicht infizierbar«, sondern mit gefeit sein gegen eine Erkrankung. Kommt eine neue Variante, die sich stärker verändert hat, reicht die Hintergrund-Herdenimmunität bei vielen Menschen dennoch aus, um schwere Erkrankungen zu verhindern. Nur wenige erkranken, dann teilweise recht schwer. Bei Menschen mit Vorerkrankungen kann das Virus der letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Das erklärt, warum die meisten Coronavirus-Infizierten nicht oder nur leicht erkranken, und warum wir eine zweite Welle »katastrophalen Ausmaßes« mit diesem Virus nicht erleben werden. Das Virus verbleibt ja, wie seine alltäglichen Verwandten, in der Bevölkerung und wird immer wieder kleine Infektionsausbrüche verursachen. Die klassische Sommergrippe gehörte schon immer zur Spezialität der Coronaviren. Aber die Herdenimmunität wird stetig zunehmen. Dasselbe Virus kann also keine zweite Welle verursachen, die an »Heftigkeit« die erste übertrifft.
Quelle: “Corona Fehlalarm?” von Karina Reiss und Sucharit Bhakdi
Corina meint, wenn die meisten ohnehin schon immun sind und keine zweite Welle kommt, dann kann man ruhig auch Auftritte machen. Ich sehe das ähnlich – schließlich haben wir uns bis vor einem halben Jahr auch nicht großartig darum gekümmert, ob wir uns beim Gig eine Influenza einfangen oder auf dem Weg dahin was passiert. Zumindest aber hätte man diesen Sommer nutzen können für Open-Air-Gigs ohne neumodische “Hygieneregeln”. So ähnlich sieht das übrigens auch der Virologe Prof. Hendrik Streeck:
„Wir sollten uns über den Sommer ein bisschen mehr Mut erlauben“, so Streeck.
Derzeit zeigten Studien, dass bis zu 81 Prozent der Infektionen asymptomatisch verliefen. Das heißt, die Infizierten haben keine oder kaum Symptome. „Die Zahl der Covid-19-Erkrankten auf den Intensivstationen ist derzeit rückläufig“, sagte Streeck. „Es besteht eine Chance, dass wir über den Sommer die Anzahl der Personen mit Teilimmunität erhöhen können.“ Die Hoffnung auf einen Impfstoff könne sich als trügerisch erweisen. Also solle man sich darauf einstellen, mit dem Virus zu leben.
Was wir sehen ist, dass auch Menschen mit asymptomatischen Verläufen eine Immunität oder Teilimmunität aufbauen“, erläuterte Streeck. „Wir wissen noch nicht, ob es eine schützende Immunität ist, aber sie bauen zumindest Antikörper gegen das Virus auf, und da kann man davon ausgehen, dass das zumindest einen Teilschutz ergibt. Wenn wir jetzt während der Sommermonate solche Infektionen zulassen, dann bauen wir eine schleichende Immunität in der Gesellschaft auf, die dann am Ende diejenigen schützt, die auch einen schwereren Verlauf haben können.“