In Kapitel über Jens Spahn und seine Impfpläne wurde erwähnt, dass mindestens 80 Prozent der Corona-positiv Getesteten nicht oder nur leicht erkranken; diese Personen besitzen offenbar eine gewisse Immunität. Um zu verstehen, wie es bei einem “ganz neuen” Virus zu einer solchen Immunität kommen kann, braucht es einen Schnellkurs in Immunologie.
Bevor Viren in unsere Körperzellen eindringen können, müssen sie als Erstes an diese »andocken«. Dafür besitzen sie eine Art »Händchen«. Sind sie in eine Zelle eingedrungen, werden sie vermehrt und können danach Nachbarzellen befallen und sich ausbreiten.
Unsere Immunität gegen die Corona-Viren beruht auf zwei Säulen:
1) Antikörper,
2) spezialisierte Zellen unseres Immunsystems, die sogenannten Helfer-Lymphozyten + Killer-Lymphozyten.
Wir erinnern uns: Wenn sich ein neues Virus Zutritt in unseren Körper verschafft und eine Erkrankung auslöst, produziert unser Immunsystem Antikörper. Bei einer schweren Erkrankung viele, bei einer leichten wenige und bei einer symptomlosen Infektion wahrscheinlich fast gar keine Antikörper. Die produzierten Antikörper werden gegen sehr viele Stellen des Virus gebildet, aber nur die, die gegen die »Händchen« gerichtet sind, können schützend wirksam werden. Dann wird das »Andocken« der Viren an unseren Körperzellen verhindert (Schritt 1). Beim Test auf Antikörper werden verschiedene gefunden. Die reine Feststellung, ob Antikörper vorhanden sind, erlaubt primär keine Aussage über deren Wirksamkeit bzw. die Immunität eines Menschen. […]
Gelingt es Corona-Viren, in Zellen einzudringen, und kommt es zu deren Vermehrung, greift der zweite Arm des Immunsystems. Jetzt werden die Abwehrzellen aktiv. Die Virus-befallenen Zellen werden erkannt und durch Killer-Lymphozyten abgetötet, die Virusvermehrung findet nicht statt (Schritt 2).
Diese zweite Säule der Immunität gegen Corona-Viren ist allgemein so gut wie unbekannt. Ganz wichtig dabei: Sie ist weit verbreitet und wirksam in der Bevölkerung und kommt durch die ständige Auseinandersetzung unseres Immunsystems mit alltäglichen Corona-Viren zustande […].
Was ist Kreuzimmunität?
Diese Frage ist von sehr großer Bedeutung. Der Wandel von Corona-Viren vollzieht sich meistens in sehr kleinen Schritten. Schützende Antikörper und Lymphozyten gegen Typ A werden deswegen auch gegen den Nachkömmling Aa wirksam sein, wenngleich vielleicht in etwas geringerem Maße. Gegen Typ B hingegen könnten die Immunmechanismen unwirksam sein.
Kommt B zu Besuch vorbei, gibt es Husten und Schnupfen. Danach besteht Kreuzimmunität gegen den nächsten Verwandten Bb. Der Umfang der Kreuzimmunität baut sich bei Neuinfektionen also ständig aus.
Wer denkt nicht mit Unbehagen an das erste Jahr im Kindergarten zurück. Oh nein, im Winter jagt eine Erkältung mit Husten und Schnupfen die nächste – das Kind ist kaum je gesund! Aber zum Glück ist es im zweiten Jahr besser. Und im dritten Jahr kommt das Kind mit nur ein bis zwei Erkältungen durch den Winter. Bis zum Schulanfang besteht also schon eine gute Herdenimmunität gegen Corona-Viren. Was bedeutet das eigentlich?
Herdenimmunität bezeichnet den Schutz vor Erkrankung der Herde, also der Kinder bzw. der Allgemeinbevölkerung insgesamt. Herdenimmunität bei Viren, die sich wenig verändern wie bei Masern, kann als relativ absoluter Begriff verstanden werden. Immunität beruht hier fast ausschließlich auf Anwesenheit von Antikörpern, weil die »Händchen« des Virus immer gleich aussehen. Immunität ist dann gleichzusetzen mit »nicht empfänglich« bzw. »nicht infizierbar«. Die Situation ist schwarz-weiß: Symptomfreie oder symptomarme Infektionen gibt es [bei Masern] nicht.
Bei Corona-(und Grippe-)Viren ist Herdenimmunität nicht absolut. Denn das »Nichtkrankwerden« beruht nicht allein auf dem Verhindern der Infektion durch Antikörper, sondern zu einem wichtigen Teil auf dem Löschen des Brandes – also der Virusvermehrung nach dem Befall der ersten Zellen – durch die Lymphozyten. Immunität ist hier nicht gleichzusetzen mit »nicht infizierbar«, sondern mit gefeit sein gegen eine Erkrankung. Kommt eine neue Variante, die sich stärker verändert hat, reicht die Hintergrund-Herdenimmunität bei vielen Menschen dennoch aus, um schwere Erkrankungen zu verhindern. Nur wenige erkranken, dann teilweise recht schwer. Bei Menschen mit Vorerkrankungen kann das Virus der letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Das erklärt, warum die meisten Coronavirus-Infizierten nicht oder nur leicht erkranken, und warum wir eine zweite Welle »katastrophalen Ausmaßes« mit diesem Virus nicht erleben werden. Das Virus verbleibt ja, wie seine alltäglichen Verwandten, in der Bevölkerung und wird immer wieder kleine Infektionsausbrüche verursachen. Die klassische Sommergrippe gehörte schon immer zur Spezialität der Coronaviren. Aber die Herdenimmunität wird stetig zunehmen. Dasselbe Virus kann also keine zweite Welle verursachen, die an »Heftigkeit« die erste übertrifft.
Quelle: “Corona Fehlalarm?” von Karina Reiss und Sucharit Bhakdi
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID148546540.html
Corina meint, wenn die meisten ohnehin schon immun sind und keine zweite Welle kommt, dann kann man ruhig auch Auftritte machen. Ich sehe das ähnlich – schließlich haben wir uns bis vor einem halben Jahr auch nicht großartig darum gekümmert, ob wir uns beim Gig eine Influenza einfangen oder auf dem Weg dahin was passiert. Zumindest aber hätte man diesen Sommer nutzen können für Open-Air-Gigs ohne neumodische “Hygieneregeln”. So ähnlich sieht das übrigens auch der Virologe Prof. Hendrik Streeck:
„Wir sollten uns über den Sommer ein bisschen mehr Mut erlauben“, so Streeck.
Derzeit zeigten Studien, dass bis zu 81 Prozent der Infektionen asymptomatisch verliefen. Das heißt, die Infizierten haben keine oder kaum Symptome. „Die Zahl der Covid-19-Erkrankten auf den Intensivstationen ist derzeit rückläufig“, sagte Streeck. „Es besteht eine Chance, dass wir über den Sommer die Anzahl der Personen mit Teilimmunität erhöhen können.“ Die Hoffnung auf einen Impfstoff könne sich als trügerisch erweisen. Also solle man sich darauf einstellen, mit dem Virus zu leben.
Was wir sehen ist, dass auch Menschen mit asymptomatischen Verläufen eine Immunität oder Teilimmunität aufbauen“, erläuterte Streeck. „Wir wissen noch nicht, ob es eine schützende Immunität ist, aber sie bauen zumindest Antikörper gegen das Virus auf, und da kann man davon ausgehen, dass das zumindest einen Teilschutz ergibt. Wenn wir jetzt während der Sommermonate solche Infektionen zulassen, dann bauen wir eine schleichende Immunität in der Gesellschaft auf, die dann am Ende diejenigen schützt, die auch einen schwereren Verlauf haben können.“
https://ga.de/news/panorama/bonner-virologe-streeck-plaediert-fuer-mehr-mut-im-sommer_aid-51525095