Corina meint, dass ich jetzt auch zur Risikogruppe gehöre. Drosten hat’s gesagt! Na, dann wird das wohl stimmen… Tatsächlich hat der stets leicht zerzauste Professor in seinem letzten Podcast Folgendes orakelt:
„Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum“, sagte der Virologe, auch mit Blick auf düstere Prognosen des Robert-Koch-Instituts (RKI) von vor einigen Tagen zu einem befürchteten starken Anstieg der Neuinfektionszahlen. Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf „drastisch erschweren“ wegen der Mutante, erwartet Drosten. Besonders „brenzlig“ werde es für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahre.
Quelle: FAZ
Ähnliches war auch zu hören in einer denkwürdigen Pressekonferenz der Professoren Spahn, Schaade und Lauterbach am vergangenen Freitag. Denkwürdig, weil wir damit die Hoffnungen auf eine Verlängerung der Lockerungen, die uns anlässlich der Landtagswahlen vom vergangenen Wochenende gegönnt wurden, vorläufig begraben können. Wir sind wieder voll im exponentiellen Wachstum! Das sagt zumindest Prof. Dr. med. Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts.
Es ist sehr schade, dass keiner der anwesenden Journalisten auf der Pressekonferenz den Professor Schaade nach seinem mathematischen Kenntnissen befragt hat. Was versteht er unter exponentiellem Wachstum? Tatsächlich sehen die von seinem Institut erhobenen Zahlen der letzten Wochen so aus:
Die Zahl der Testungen stieg in den vergangenen vier Wochen leicht an um ca. 13 Prozent. Um diesen Faktor stieg auch die Zahl der positiv Getesteten, sodass der Positivenanteil praktisch unverändert blieb zwischen 6 und 7 Prozent. Um anhand dieser Daten überhaupt von einem relevanten Wachstum sprechen zu können, muss man die gestiegene Anzahl der Testungen unterschlagen, und auch dann ist daran nichts exponentiell.
Graphisch dargestellt sieht Schaades “Exponentialfunktion” so aus:
Ganz hinten sieht man einen kleinen Anstieg von ca. 6 auf 6,8 Prozent. Möglicherweise ist hier bereits die geänderte Teststrategie erkennbar, die zunehmend auf Schnelltests setzt. Unter anderem aufgrund der schlechteren Genauigkeit dieser Tests (geringere Spezifität) sind mehr Positive zu erwarten, auch wenn nicht mehr Menschen tatsächlich erkrankt sind. Es steht zu erwarten, dass dies in den kommenden Wochen für weiter steigende Inzidenzen sorgt.
“[…] aber eine gestiegene Inzidenz bedeutet ja nicht, dass wir sehr viel mehr Kranke, klinisch wirklich schwer betroffene Patienten haben werden. Sondern wir werden in Kitas und Schulen Schnelltests durchführen und da werden wir viele symptomlose Coronaträger identifizieren. Deswegen halte ich es für falsch, grundsätzlich falsch, dass wir uns nur auf diese Zahl konzentrieren und daraus weitreichende politische Folgerungen ableiten.” Das sagt Professor Heinze, Leiter des Universitätsklinikums Magdeburg. Er plädiert dafür, auch die Situation in den Krankenhäusern zur Lagebeurteilung heranzuziehen. Diese hält er für zumindest in seiner Region für “kontrolliert” und und sieht deshalb keinen Grund, wieder in einen “totalen Lockdown zu verfallen”.
Aber was ist nun dran an Drostens Warnung, es werde für mich “brenzlig”? In den Daten des Statistischen Bundesamtes sieht man davon nichts:
Ich habe für diese Graphik die Auswertung vom Januar fortgesetzt. Alles hier Gesagte gilt weiterhin. Die Fortführung der Datenreihe in 2021 zeigt, dass die Sterberate in allen gefährdeten Altersgruppen seit dem Jahreswechsel stetig abnimmt. Die Altersgruppe bis 65 Jahre war von der “Corona-Welle” ohnehin nie ernsthaft gefährdet (untere blaue Linie).
In der nicht nach Altersgruppen unterschiedenen Graphik des Statistischen Bundesamtes…
…ist übrigens erkennbar, dass die Sterbefallzahlen zuletzt unter dem niedrigsten Stand der Vorjahre waren. Drostens dritte Welle beginnt ganz unten – wahrscheinlich schwappt sie dann umso höher. Zumindest, wenn’s nach dem Orakel von der Charité geht: “Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum.”
Auf der Seite EUROMOMO findet man die Sterbezahlen vieler europäische Länder im Vergleich. Deutschland ist dort leider nur mit den Bundesländern Hessen und Berlin vertreten. Interessant, wenn auch wenig hoffnungsvoll stimmend, ist der Vergleich mit dem weitgehend durchgeimpften Israel. Dort sieht man sich aktuell genötigt, trotz der weit fortgeschrittenen Impfung den Lockdown zu verlängern. Während bei uns eine für die Jahreszeit normale Sterblichkeit herrscht, ist sie dort weiterhin erhöht.
Befürworter einer Massenimpfung täten gut daran, auch diese Daten aus dem Biontech/Pfizer-“Versuchslabor” Israel zur Kenntnis zu nehmen.
Während ich dies schreibe höre ich, dass der deutschlandweite Inzidenzwert heute die 100 überschritten hat. Morgen will die Bund-Länder-Runde die sogenannte “Notbremse” diskutieren, im Raum steht eine Lockdown-Verlängerung bis Mitte April, einschließlich Ausgangssperren und allem Pipapo. Na dann gute Nacht, Corina.