Kaum jemand dürfte die schrecklichen Bilder vergessen haben, die im März aus der italienischen Stadt Bergamo gezeigt wurden. Stapelweise Särge wurden von Militärfahrzeugen abtransportiert, offenbar weil die lokalen Bestattungsunternehmen aufgrund der hohen Sterberate überfordert waren. Nicht zuletzt diese Bilder waren es dann auch, mit denen der Lockdown hierzulande gerechtfertigt wurde. Eine Situation, wie sie aus Italien, Spanien oder auch aus den USA mit Schwerpunkt New York berichtet wurde, sollte unbedingt vermieden werden.
Dieses Ziel wurde dann ja auch glücklicherweise erreicht. Es wurde sogar übererfüllt: Während in anderen Regionen die Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet war und die Sterberate allein schon deshalb in die Höhe ging, blieben deutsche Intensivstationen in Erwartung des Corona-bedingten Ansturms überwiegend leer. Glück gehabt, möchte man sagen, oder: alles richtig gemacht!
Trotzdem muss man sich fragen, warum ein und das selbe Virus von Region zu Region so krass unterschiedliche Auswirkungen hat. Diese Unterschiede gibt es nicht nur im nationalen Vergleich, sondern innerhalb eines Landes auch zwischen einzelnen Regionen.
Vergleich Deutschland/Italien (1):
Regionaler Vergleich Lombardei/Latien (1):
Müsste man nicht erwarten, dass innerhalb Italiens die Bedingungen, die das Virus vorfindet, weitgehend gleich sind? Bevölkerungs- und Altersstruktur, Wohnsituation, Gesundheitssystem, Umwelteinflüsse sind Stichworte, die in diesem Zusammenhang manchmal genannt werden. Keines davon kann erklären, warum die Situation in der relativ beschaulichen Stadt Bergamo im vergleichsweise reichen Norden Italiens so viel schlimmer war als im Latien mit der Millionenstadt Rom.
Dieser Prof hier berichtet von einer Impfung gegen Meningitis, die im Januar 2020 im Raum Bergamo durchgeführt wurde. Dabei sei es unter Medizinern Drittsemesterwissen, dass diese Impfung gefährlich ist, wenn begleitende Infektionen vorhanden sind oder auftreten können. Hatte COVID-19 deshalb in Bergamo so viele schlimme Verläufe? Bei ca. 7:40:
In diesem Zusammenhang auch interessant: Einer holländischen Studie zufolge reduziert eine Influenza-Impfung zwar die Anzahl der Influenzavirusinfektionen, nicht jedoch die Gesamtzahl der Influenza-ähnlichen Krankheitsepisoden: Andere Krankheitserreger, z.B. Coronaviren, füllen die entstandene Lücke (2). Im Raum Bergamo wurden Ende 2019 Zeitungsberichten zufolge 100.000 Influenzaimpfungen durchgeführt. Ein Zufall? Möglicherweise. Aber jedenfalls einer, den man sich genauer anschauen sollte.
Corina meint, der Verweis auf andere Länder sei wenig zielführend, wenn man nur die Zahlen der Corona-Opfer betrachtet, ohne die jeweiligen Randbedingungen genau zu kennen. Ich gebe ihr da Recht und möchte ergänzen: Das galt für die Zeit des Lockdown, und es gilt jetzt wieder, wenn allenthalben die “zweite Welle” heraufbeschworen wird.
(1) https://covid19.healthdata.org/germany, abgerufen am 17.07.2020