Die Gitarre da ist Corina, meine Neue. Falls sich jemand wundert, warum ich ihr einen Mund-Nase-Schutz übergezogen habe: Nun, Corina ist jung und ungestüm und will die Bühne rocken. Aber die Regierung hat’s verboten, wegen Corona! Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt und immer an die vom Virus ausgehende Gefahr erinnert wird, habe ich ihr die Maske verpasst. So ähnlich wie die Regierung uns…
Und natürlich als Symbol für den Lockdown, der zwar für die meisten von uns weitgehend aufgehoben wurde – aber Maskenpflicht und Abstandsregeln bedeuten ein faktisches Berufsverbot für unzählige Musiker, Schauspieler, Veranstaltungstechniker, Clubbetreiber und andere in der Unterhaltungsbranche Beschäftigte. Wie es zum Auftrittsverbot für Corina & Co kam und ob es gerechtfertigt ist, dieses weiter aufrecht zu erhalten – das soll in diesem kleinen Blog betrachtet werden.
Vor fast genau drei Jahren wurde der erste deutsche Corona-Fall bekannt. Ein Mitarbeiter der Firma Webasto hatte sich bei einer aus China angereisten Kollegin angesteckt; er hatte eine leichte Erkältung, die nach ein paar Tagen vorbei war. Die „Pandemie“ begann mit einer Art grippalem Infekt und für die allermeisten von uns war sie das immer, unabhängig davon, was die Wissenschaftler, Politiker und Journalisten in sie hineindeuteten. Jetzt ist die sogenannte „Pandemie“ vorbei und das Statistische Bundesamt hat die vollständigen Zahlen seiner Corona-Sonderauswertung bis Ende 2022 veröffentlicht. Zeit, Bilanz zu ziehen. Der Schwerpunkt liegt dabei für mich auf der Frage: War meine Anfang 2021 getroffene Entscheidung gegen die Impfung aus Sicht der Statistik richtig?
Zunächst die Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts, Stand 16.01.2023. Man sieht als rote Linie die zweite Hälfte des Jahres 2022, oben die Zahl der insgesamt pro Woche Verstorbenen, unten der Anteil derjenigen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden (an/mit Covid-19).
Aussagekräftiger finde ich die Darstellung der Einzeljahre, ebenfalls von der Homepage des Statistischen Bundesamtes:
Oben wieder die Zahl der insgesamt pro Woche Verstorbenen, unten der Anteil der positiv Getesteten.
Ein paar Dinge fallen auf:
Ende 2022 (oben rot gestrichelt) starben so viele Menschen wie noch nie.
„Corona“ (unten rot) hatte daran fast keinen Anteil.
In 2020 (dunkelblau) war das anders: Die Sterbefälle, die gegen Jahresende über das Normalmaß (2017 bis 2019) hinausgingen, ließen sich nahezu vollständig auf an/mit „Corona“ zurückführen. In eingeschränktem Ausmaß gilt das auch für 2021 (rötlich-braun).
Fragen, die sich daraus ergeben:
Wen (welche Altersgruppen) betraf die seit dem Sommer ungewöhnlich hohe Sterblichkeit in 2022?
Wen (welche Altersgruppen) betraf die erhöhte Sterblichkeit im Winter 2020/2021?
Seit 2021 wird gegen Covid-19 geimpft. War die Impfung hilfreich oder eher nicht?
Einer Antwort können wir uns annähern, indem wir die vom Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellten, nach Altersgruppen unterteilten Daten genauer betrachten.
Hier meine eigene Darstellung der Daten, die inhaltlich exakt der des obigen Bildes entspricht (ohne die Covid-Datenreihen):
Die Farbcodes der einzelnen Jahre sind hier und in den weiteren Darstellungen immer wie folgt:
Man sieht wieder deutlich die Überhöhung in Woche 10 des Grippejahrs 2018 (grün) sowie die starken Anstiege am Jahresende in den drei Corona-Jahren 2020 bis 2022 (blau, rot, lila).
Die nun folgende Darstellung zeigt das Gleiche, allerdings unterteilt in zwei Altersgruppen:
Wie bereits aus den früher in diesem Blog gezeigten Statistiken bekannt, gibt es signifikante saisonale Veränderungen der Sterblichkeit nur in der Alterskohorte über 60 Jahre. Das wissend, und wenn man zudem davon ausgehen muss, dass in einer alternden Gesellschaft diese Gruppe immer größer wird, ergibt sich ein Problem für die Vergleichbarkeit der einzelnen Jahre. Dem kann man entgegenwirken, indem man die Daten jedes Jahres auf einen Bezugspunkt „normalisiert“. Ich mache das wie folgt: Für jede Altersgruppe sind die Bevölkerungszahlen am Stichtag 31.12. bekannt, die Zahlen gibt es beim Statistischen Bundesamt. Ich bilde als Referenzwert für jede Alterskohorte den Durchschnitt der Bevölkerungszahl aus den Vor-Corona-Jahren 2016 bis 2019 an diesem Stichtag und beziehe die Folgejahre darauf. Wenn also z.B in 2021 die Zahl der 70- bis 80-Jährigen um 10 % höher ist als der Referenzwert, dann werden die Sterbezahlen dieser Kohorte um 10 % verkleinert. Durch diese sogenannte „Altersstandardisierung“ (für die es auch andere Verfahren gibt, auf die ich hier nicht eingehe) wird ein (einigermaßen) sauberer Vergleich zwischen den Jahren mit und ohne Corona möglich.
In der folgenden Darstellung wird das deutlich. Die Kurven der einzelnen Jahren sind nach Altersstandardisierung gegenüber der vorherigen Darstellung etwas zusammengerückt:
Insbesondere erscheint das Jahr 2022 jetzt etwas weniger dramatisch, aber trotzdem ist eine erhöhte Sterblichkeit ab der Jahresmitte deutlich erkennbar.
Im Folgenden schauen wir uns die Altersgruppe unter 60 Jahre etwas genauer an; wir zoomen also in die im obigen Bild scheinbar flache untere Linienschar hinein. Das nachstehende Bild zeigt hierfür das Grippejahr 2018 (grün) im Vergleich mit dem ersten Coronajahr 2020 (blau) und einer Bezugsline, die den Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 darstellt.
Blau (Coronajahr 2020) liegt fast immer unter Grün (2018) bzw. Schwarz (Durchschnitt für „normale“ Grippejahre). Als jemand, der nie eine Grippeimpfung gebraucht hat, war für mich Ende 2020 daher klar, dass ich auf die Impfung mit den neuartigen Wirkstoffen dankend verzichten würde. Wozu das Risiko unbekannter Nebenwirkungen eingehen, wenn Covid – das zeigt das Bild eindeutig – nicht tödlicher ist als die Infektionen der Vorjahre?
Das Bild ändert sich kaum, wenn man nur (meine) Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen betrachtet:
Hier die drei Coronajahre plus Mittelwert der Vorjahre. Blau (2020) liegt fast immer am niedrigsten – viel scheint die ab 2021 (rot) gestartete Impfkampagne also nicht gebracht zu haben:
Wir wiederholen die vorherige Übung, jetzt für die über 60-Jährigen; das Grippejahr 2018 (grün) im Vergleich mit dem ersten Coronajahr 2020 (blau) und einer Bezugsline, die den Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 darstellt. Zu beachten ist im Folgenden die um mehr als eine Größenordnung (Faktor 10 bis 15) veränderte Skalierung der X-Achse im Vergleich zu den vorherigen Bildern:
In dieser – wie zuvor beschrieben altersstandardisierten Darstellung – entspricht die Sterblichkeit der Älteren im Coronajahr 2020 übers Jahr gesehen (mathematisch gesehen entspricht das der Fläche unter den jeweiligen Kurven) ziemlich genau der des Grippejahres 2018.
Hier nun die drei Coronajahre im Vergleich:
In der nachfolgenden Darstellung beschränken wir uns auf das erste (2020, blau) und letzte (2022, lila) Jahr der Pandemie:
Sehr deutlich sieht man hier, dass die – nach wie vor altersstandardisierte – Sterblichkeit in 2022 über der des ersten Pandemiejahres (ohne Impfung) liegt. Interessanterweise gab es dazu keinen einzigen ARD-Brennpunkt oder ein ZDF Spezial.
Noch ist unklar, was die Ursache für die erhöhte Sterblichkeit in 2022 ist:
„Corona“ ist es nicht, siehe oben Bild 1 bzw. Bild 2.
Ein „Comeback“ anderer Erreger (Influenza, RSV etc.) erscheint wahrscheinlich.
Möglicherweise spielen verschobene Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen, die während der Corona-Jahre nicht durchgeführt werden konnten oder aus Angst vor Infektion nicht durchgeführt wurden, eine Rolle.
Der warme Sommer mag einen Beitrag geleistet haben in der Jahresmitte.
Zudem häufen sich aktuell Hinweise auf Folgeschäden der Impfung.
Fazit:
Unverständlich bleibt, warum die neuartige und unerprobte RNA- und Vektor-Impfung für die gesamte Bevölkerung einschließlich der Jugendlichen vehement propagiert wurde, obwohl an dem vergleichsweise flachen, sich kaum von den Vorjahren unterscheidendem Verlauf der Linien „Bis 60 Jahre“ deutlich erkennbar ist, dass für diese Altersgruppe nie eine statistisch relevante tödliche Gefahr bestanden hat. Eine Impfung als Vorbeugemaßnahme ist nur dann angezeigt, wenn der Nutzen die Risiken deutlich übersteigt. Wenn man die Risiken einer völlig neuartigen Impfung nicht kennt – und das war bei den COVID-Wirkstoffen auf Vektor- und RNA-Basis der Fall -, dann gebietet die Vorsicht, dass man Gruppen, die nicht schwer erkranken, dem Risiko der Impfung nicht aussetzt.
Diese Grundregel wurde von den verantwortlichen Stellen (EMA, PEI, RKI, STIKO) missachtet mit Folgen, die nach und nach der Öffentlichkeit bekannt werden, trotz des auffälligen Desinteresses der Medien angesichts einer Übersterblichkeit, die im zweiten Jahr der neuartigen Impfstoffe so hoch ist wie nie in den letzten zwei Jahrzehnten.
Jeder kennt mindestens eine Person, die trotz Impfung “Corona” hatte. Viele davon mit den typischen Erkältungssymptomen, die das Virus nutzt, um sich via Aerosol und Tröpfchen zu verbreiten: Husten, Schnupfen, Halsschmerzen. Ergo: Die Impfung schützt weder vor Infektion, noch vor Verbreitung.
Das, was jeder im Bekanntenkreis oder am eigenen Leib erfahren hat, spiegelt sich jetzt auch wieder in den Daten des RKI (1):
Das Bild zeigt den Infektionsverlauf anhand der zuletzt vom RKI veröffentlichten Daten in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre. Es gab in den Wochen 12 bis 15 keinen Unterschied mehr in der Inzidenz von Geimpften und Ungeimpften. “Geboosterte” waren sogar noch ein bisschen öfter krank. Neuere veröffentlichte Daten vom RKI gibt es nicht – man kann darüber spekulieren, warum. Die Zahlen aus anderen Ländern ergeben ein ähnliches Bild.
Also: Die Impfung schützt nicht vor Infektion und Übertragung. Jeder weiß das.
Wirklich jeder? Die Karlsruher obersten Richter offenbar nicht. Sie begründen ihren Beschluss zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht mit dem angeblichen Fremdschutz durch Impfung. Karlsruhe muss wohl auf einem anderen Planeten liegen – mit dem Geschehen auf der Erde hat der Beschluss nichts zu tun.
In Teil 2 wurden wir von der DIVI an das RKI verwiesen und freundlicherweise wurde uns der RKI-Wochenbericht vom 2. Dezember gleich mitgeliefert. Schauen wir uns also mal an, was sich daraus bezüglich des Impfstatus der hierzulande an Covid-19 Erkrankten ergibt:
Zu den Zahlen gibt es noch diese Info:
Den letzten Satz überliest man leicht, aber er ist wichtig, denn er weist darauf hin, dass es auch hier eine Dunkelziffer gibt von Fällen, deren Impfstatus nicht bekannt ist. Wenn diese Dunkelziffer wie im Beispiel zuvor in etwa der Zahl der Fälle mit bekanntem Impfstatus entspricht, dann sind diese Zahlen genauso unbrauchbar wie Söders Inzidenzen. Leider ist die Dunkelziffer in der Tabelle zu den Impfdurchbrüchen nicht angegeben – warum wohl…?
Ein Hinweis auf die Dunkelziffer findet sich auf Seite 15 des Lageberichts:
Demnach waren Anfang Dezember 4690 Personen auf Intensivstationen.
Wenn man die entsprechenden Werte der Altersgruppen in Tabelle 3 zusammenrechnet, kommt man auf bescheidene 1721 Intensivpatienten, also eine sehr große Differenz zur oben angeführten Zahl von 4690 Patienten. Allerdings bezieht sich Tabelle 3 auf den Zeitraum 1.11. bis 28.11. und nicht auf den Wert von Anfang Dezember. Nimmt man einen gleichmäßigen Anstieg im Verlauf des November an, müssten zur Mitte des genannten Vierwochenzeitraums etwa 3250 Patienten auf Intensivstationen gelegen haben. Das ist fast doppelt so viel wie die nach Alter und Impfstatus aufgeschlüsselte Summe von 1721 Intensivpatienten. Das RKI hat also das gleiche Problem wie Söder und sein LGL: Die Zahlen sind aufgrund der hohen Dunkelziffer wenig bis gar nicht aussagefähig. Darauf müsste das RKI explizit hinweisen, anstatt die Dunkelziffer im Kapitel über die Impfdurchbrüche einfach zu unterschlagen.
Begründung: Warum sind die RKI-Zahlen wenig aussagekräftig?
Wenn wir wie vorher vorgehen und die Dunkelziffer einbeziehen, kommen wir auf folgende Werte für die Intensivpatienten:
Um die Schwankungsbreite der Impfdurchbrüche bei Berücksichtigung der Dunkelziffer zu berechnen, wenden wir zunächst die “Methode Söder” an: Die Dunkelziffer wird den Ungeimpften zugeschlagen.
Was passiert, wenn man die Unbekannten stattdessen den Geimpften zurechnet? Die Mehrzahl der Deutschen ist geimpft, also ist diese Version eigentlich die naheliegendere:
Für die Impfdurchbrüche ergibt sich so eine Schwankungsbreitezwischen 18,2 und 65,3 Prozent. Letzteres entspricht beinahe der Zahl der Geimpften in der Gesamtbevölkerung!
Immerhin geht das RKI nicht (mehr) nach der “Methode Söder” hin und rechnet die Unbekannten einfach zu den Ungeimpften dazu. Das war offenbar nicht immer so:
Auf Basis der Impfdurchbrüche kann man die Wirksamkeit der Impfung berechnen, wenn man die Impfquote kennt. Logischerweise ist die Wirksamkeit Null, wenn die Impfquote gleich der Quote der Impfdurchbrüche ist.
Das RKI verwendet dafür die Farrington-Formel:
Mit… VE = Impfeffektivität PCV = Anteil der Geimpften an den (schwer) Erkrankten (Impfdurchbrüche) PPV = Anteil der Geimpften an der untersuchten Grundgesamtheit (Impfquote)
…lautet die Formel:
VE = 1 – PCV/(1- PCV) * (1-PPV)/PPV
Es ist klar, dass aufgrund der hohen Schwankungsbreite bei den Impfdurchbrüchen – je nachdem, welcher Seite man die Dunkelziffer zurechnet – auch für die Wirksamkeit nur Blödsinn rauskommen kann. Spaßeshalber mache ich die Rechnung trotzdem, ausgehend von einer Impfquote von 67 % (gemäß dem Stand im Betrachtungszeitraum, also Mitte November).
Wie gesagt, diese Rechnung ist Blödsinn, Ein Ergebnis, das zwischen 7 % und 89 % schwankt, ist gleichbedeutend mit gar keinem Ergebnis.
Das RKI macht diese Rechnung trotzdem, indem es die Dunkelziffer einfach unterschlägt. Man kommt so auf recht ordentliche Ergebnisse mit einer Impfwirkung bezüglich schwerster Erkrankung von weit über 80 Prozent:
Da die Patienten mit unbekanntem Impfstatus aber nicht weg sind, sondern entweder geimpft oder ungeimpft, also zu gewissen Teilen der einen und der anderen Gruppe zugerechnet werden müssen, und vor allem, weil sie so viele sind, ist diese Unterschlagung eine recht willkürliche Beeinflussung des Ergebnisses. Das RKI müsste das erwähnen und den Bereich der Unsicherheit seiner Berechnung mit angeben. Es tut dies aber nicht – ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Ein halbwegs plausibler alternativer Ansatz anstelle der Unterschlagung der Dunkelziffer wäre, wenn man die 1529 Patienten mit unbekanntem Impfstatus entsprechend der bundesweiten Impfquote von etwa 67 % aufteilt, also 0,67 * 1529 = 1024 Personen den Geimpften zurechnet und entsprechend 505 den Ungeimpften.
51 % Impfwirksamkeit, jede zweite Impfung wäre demnach ein Versager. Das passt immerhin zur aktuell im Vergleich zum Vorjahr ähnlich hohen Intensivbelegung. Mit einer “Pandemie der Ungeimpften” lässt sich diese nämlich nicht erklären, wenn in der Hauptrisikogruppe der über Sechzigjähtigen nur ein Bruchteil von etwa 15 % nicht geimpft ist.
Fazit: Auch bei den RKI-Zahlen zum Impfstatus ist die Dunkelziffer so hoch, dass sich daraus keine seriösen Aussagen ableiten lassen. Insbesondere lässt sich damit keine Impfeffektivität berechnen, wenn deren Schwankungsbreite zwischen 7 und 89 Prozent liegt.
Die mit einer solchen Wirksamkeit begründete berufsbezogene Impfpflicht ist Ausdruck und Folge einer “Tyrannei der Unwissenden”.
Nachtrag 21.12.2021: Einer, der sich mit Statistik auskennt, zieht ein ähnliches Fazit:
Es ist gezeigt worden, dass die Datenlage mangelhaft ist sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Quantität, dass die Impfquote unsicher ist und von der Methode der Berechnung systematisch überschätzt wird und dass wichtige Größen völlig unbekannt sind und nicht in die Berechnung eingehen. Die Berechnungen sind nicht falsch, aber sie enthalten so viele Unsicherheiten, dass man diese Kennzahlen nicht als verlässliche Basis für weitreichende politische Entscheidungen ansehen kann.
Der Fall ist schnell erledigt: Die DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) rechnet nämlich gar nicht. Sie hat keine Daten, um irgendetwas auszurechnen, wie ihr Präsident kürzlich bei einer Befragung im Bundestag bekannte:
Auf schriftliche Nachfrage bei der DIVI betreffs dieses doch recht erstaunlichen Sachverhalts – es gibt keine Daten, woher weiß man dann, dass die Intensivstationen angeblicht überwiegend mit Ungeimpften belegt sind? – lautete die Antwort wie folgt:
Was die Frage betrifft, wieviele der Patienten ungeimpft sind, muss ich Ihnen mitteilen, dass wir den Impfstatus NOCH nicht im DIVI-Intensivregister abfragen, aber derzeit an der technischen Umsetzung arbeiten. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit ersten Zahlen. Im Moment werden Daten zu ungeimpften und geimpften Intensivpatienten allerdings beim RKI über die IfSG-Meldedaten erfasst und können dort im „Wochenbericht“ gefunden werden, der immer donnerstags veröffentlicht wird. Den aktuellen Bericht von Donnerstag letzter Woche habe ich Ihnen einmal angehängt. Zahlen finden Sie unter dem Punkt „Impfen“. Daten hierzu sind also durchaus bekannt – nur eben noch nicht bei uns direkt von den Intensivstationen und eben nicht tagesaktuell.
Herzlich Grüße – und auch Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit!
—
[Name entfernt], Mitarbeiter der Pressestelle
medXmedia Consulting KG
[Tel.-Nr. und E-Mail entfernt]
im Auftrag der
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.
Schumannstraße 2
10117 Berlin
Die DIVI – bzw. die von ihr beauftragte Consulting-Firma (!) – verweist auf das RKI, eigene Daten hat sie offenbar wirklich nicht. Aber Besserung wurde gelobt, und heute war in der Ausgabe der “WELT” zu lesen, dass erste Daten der DIVI zum Impfstatus der Hospitalisierten in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen sollen.
Dabei wird viel davon abhängen, wie transparent die Zuordnung zu Geimpften und Ungeimpften gehandhabt wird. Gelten beispielsweise im Februar 2021 geimpfte Personen inzwischen als ungeimpft? Vermutlich ist das so, wenn der Impfstatus so ermittelt wird, wie der Chef des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis das dem NDR gegenüber beschrieben hat:
“Wir bestimmen bei allen PatientInnen, die auf die Intensivstation kommen, die Antikörper, um auch zu wissen, ob vorher eine Impfung erfolgt ist oder nicht und wie der Antikörper-Status ist.”
Bei einem Achtzigjährigen, der mit einer schweren Lungenentzündung und positivem PCR-Test auf der Intensivstation eintrifft, dürfte der Antikörperspiegel nicht allzu hoch sein, auch wenn er vor knapp einem Jahr geimpft wurde. Gilt er dann als ungeimpft?
Bayerns Ministerpräsident ging kürzlich damit hausieren, dass die Ungeimpften 90 Prozent des Infektionsgeschehens ausmachen würden. Man kennt ähnliche Aussagen auch von Politikern aus anderen Bundesländern, z.B. dem Saarland, Sachsen oder Hamburg.
Ein Journalist hat dann mal nachgefragt bei unserem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelrecht, einer Art bayerisches RKI. Zitat aus der Antwort, die er bekommen hat: „Mit Datenstand 24.11.2021, 8 Uhr wurden für die vorhergehenden 7 Tage 72.141 Fälle mit Impfstatus ‚nicht geimpft‘ bzw. ‚unbekannt‘ übermittelt. Davon war bei 57.489 Fällen der Impfstatus ‚unbekannt‘. Mit Datenstand 24.11.2021, 8 Uhr, wurden für die vorhergehenden 7 Tage 9.641 Fälle mit vollständigem Impfschutz gemeldet.“
Bei 24293 Fällen ist der Impfstatus bekannt. Die unbekannte Dunkelziffer ist mit 57489 Fällen mehr als doppelt so hoch! Söder und das LGL haben, offenbar politisch motiviert, die Unbekannten einfach den Ungeimpften zugerechnet:
Drehen wir den Spieß einfach mal um und rechnen die Unbekannten den Geimpften zu. Die Mehrzahl der Bayern ist geimpft, also ist diese Version eigentlich die naheliegendere:
Das kleine Beispiel zeigt, wie blödsinnig es ist, mit Werten, die mit einer so hohen Dunkelziffer behaftet sind, irgend etwas aussagen zu wollen. Nur Mathe-Schwänzer oder skrupellose Populisten wie der Söder tun so etwas.
Seit fast zwei Jahren haben wir nun “Corona” und genauso lange schon trifft die Politik weitreichende Entscheidungen, die immer wieder mit Zahlen begründet werden: Die Zahl der “Infizierten” (womit, wenn man es genau nimmt, die Zahl positiver PCR-Tests gemeint ist) oder daraus abgeleitete Werte wie die Verdopplungsdauer (war ganz am Anfang der Pandemie ein Thema), der R-Wert oder die inzwischen fast ausschließlich maßgebliche 7-Tage-Inzidenz. Oft ist dabei von “exponentiellem Wachstum” die Rede und nur selten davon, dass alle diese Zahlen mit Unsicherheiten behaftet sind, die sich beispielsweise aus Anzahl und Auswahl der getesteten Personen ergeben. Wer wird getestet und wenn ja, wie viele? Sind es Personen mit Erkältungssymptomen oder Reiserückkehrer, sind die Probanten geimpft oder nicht? Für die Aussagekraft der Testergebnisse sind diese Unterscheidungen wichtig, und trotzdem sind sie kaum je ein Thema.
Einer, der die hierzulande mangelhafte Datenlage in Sachen Corona-Pandemie regelmäßig kritisiert – und damit auch die Verantwortlichen, beispielsweise beim RKI – ist der Medizinstatistiker Prof. Dr. Gerd Antes:
Wir haben zwei Datenquellen: Das eine sind die Daten, die wir im Infektionsgeschehen erheben. Und dann brauchen wir mindestens eine Kohorten-Studie – die es in Deutschland nach anderthalb Jahren noch immer nicht gibt. Vielleicht 40.000 bis 60.000 Menschen sollten durch Untersuchungen, zum Beispiel durch regelmäßige Blutabnahmen ein Abbild unserer Gesellschaft liefern, das als Grundlage für das Pandemiemanagement dienen kann. Wir müssen von Dunkelziffern wegkommen, weil diese immer dazu führen, dass undifferenziert Maßnahmen ergriffen werden. Die Daten müssen sinnvoll so erfasst werden, dass man danach auch steuern kann. Man hätte von Anfang über die Erfassung der Berufsgruppen bei den positiven Tests ein schnelleres Verstehen der Infektionsschwerpunkte gelingen können..
In den nachfolgenden Beiträgen unter dem Titel “Tyrannei der Unwissenden” möchte ich anhand einiger Beispiele zeigen, welche Rolle die Dunkelziffern in den Statistiken spielen können und dass diese nicht als Unsicherheitsfaktoren offen kommuniziert, sondern im Gegenteil genutzt werden, um vorgefasste Meinungen zu belegen und politische Ziele zu erreichen. Der Titel bezeiht sich natürlich auf das Statement des Radiologen und Ärzte-Funktionärs Ulrich Montgommery, der bei Anne Will von einer “Tyrannei der Ungeimpften” fabulierte. Es sind Funktionäre aus dem Wissenschafts-, Politik- und Medizinbetrieb wie er, die zwar keine Zahlen erfinden oder Pandemiedaten fälschen, die aber Dunkelziffern so verwenden, dass politische Narrative untermauert werden, wie zum Beispiel die Behauptung einer “Pandemie der Ungeimpften”. Es ist nicht immer klar, ob Unfähigkeit oder betrügerische Absicht der Grund für einen fragwürdigen Umgang mit bekannten und unbekannten Zahlen ist – im ersten, gleich folgenden Beispiel ist die Sachlage diesbezüglich aber ziemlich eindeutig.
du fragst, warum ich mich nicht endlich gegen „Corona“ impfen lasse. Aber müsste man nicht viel eher eine Handlung begründen als das Unterlassen dieser Handlung? Daher meine Gegenfrage: Warum sollte ich? Weil Merkel das so will…?
Wäre der Fußballer Joshua Kimmich ihrem Rat gleich gefolgt, dann hätte er womöglich eine Impfung mit dem Produkt von Moderna erhalten. Ein paar Tage später verlor dieses seine STIKO-Empfehlung für Kimmichs Altersgruppe wegen eines damit verbundenen erhöhten Risikos von Herzmuskelentzündungen (1). Für Kimmich war es somit nur vernünftig, mit der Impfentscheidung noch ein bisschen abzuwarten und nicht auf Merkel, ihren Pressesprecher Seibert oder auf all die anderen „Experten“ in Politik und Medien zu hören, die ihn unbedingt geimpft sehen wollen.
Von vier anfangs zugelassenen Impfstoffen kommt für Kimmich mittlerweile nur noch einer in Frage, nämlich „Comirnaty“ von Pfizer/Biontech. Wer kann sagen, dass sich nicht auch das noch ändert? Schließlich funktioniert Comirnaty nach dem gleichen Prinzip wie das „Spikevax“ genannte Produkt von Moderna.
Zudem mehren sich die Zweifel an der Wirksamkeit der Corona-Impfungen. Hier der Verlauf der Fallzahlen – geimpft wird bekanntlich seit Ende Dezember 2020:
Mit 35.000 neuen Fällen am 12.11.2021 ist dieser Wert aktuell fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Zu erwarten wäre, nachdem gut zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sind, ein um den Faktor drei verringerter Wert – sofern die Impfung effektiv vor Ansteckung schützen würde.
Sechs Mal so viele Fälle wie im Vergleich zum Vorjahr eigentlich zu erwarten wären, und das bei einer ungefähr vergleichbaren Anzahl durchgeführter Tests! In Grunde ist es egal, ob eine ansteckendere Virusvariante die Ursache für diese unerfreuliche Entwicklung ist oder der Impfstoff selber – die Impfung wirkt ganz offensichtlich nicht so wie erwartet, was das Verhindern von Infektionen angeht.
Das ist inzwischen auch dem RKI aufgefallen. Ein Schutz vor Weitergabe des Virus wird in den Wochenberichten nicht mehr propagiert und auch RKI-Chef Wieler gesteht diesbezüglich eine deutliche Verringerung der Impfwirkung ein. Minister Spahn plädiert deshalb inzwischen dafür, auch Geimpfte wieder zu testen, das sogenannte „2G plus“:
„Interessante Daten gibt es aus Großbritannien“, so schreibt dazu Sahra Wagenknecht auf welt.de (2). „Anders als in Deutschland werden dort auch die symptomlosen Infektionen von Geimpften erfasst. So fand man heraus, dass es sehr viel mehr infizierte Geimpfte als Ungeimpfte gibt, in den Altersjahrgängen 40 bis 79 sogar doppelt so viele. Das Infektionsgeschehen spielt sich also mittlerweile zu großen Teilen unter Geimpften ab. Das dürfte in Deutschland ähnlich sein.“
Eine Argumentation pro Impfung, die auf dem Schutz der anderen basiert, ist somit obsolet. Sie war möglich, als man noch den Herstellerangaben von 90 bis 95 Prozent Impfwirkung vertraut hat, aber angesichts der aktuellen Entwicklung sind sowohl diese völlig übertriebenen Werte, als auch darauf basierende Appelle an die Solidarität hinfällig.
Bleibt noch der Selbstschutz. Trotz der aktuell explodierenden Fallzahlen ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit Covid-19 derzeit geringer als im Vorjahr, was für einen gewissen Schutz vor schwerer Erkrankung spricht:
Angesichts der stagnierenden und im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um erfreuliche 50 % niedrigeren Zahl von Corona-Krankenhauseinweisungen ist die aktuell von Funktionären des Gesundheitswesens verbreitete Panik wegen angeblich überlaufender Intensivstationen nicht ganz nachvollziehbar. Sie soll womöglich von Fehlentscheidungen, die zur Schließung von Krankenhäusern und zur Abwanderung von Pflegepersonal geführt haben, ablenken.
Aber sollen deswegen jetzt junge, fitte Leute wie der Fußballer Kimmich, der mit großer Sicherheit nicht auf einer der knapper werdenden Intensivstationen landen wird, das Risiko einer präventiven gentechnischen Behandlung auf sich nehmen? Wenn es nach Professor Drosten geht lautet die Antwort: Ja. Die gesamte Bevölkerung, so sagt er in seiner aktuellen Podcast-Ausgabe, müsse drei Mal durchgeimpft werden. Aber ähnliches sagte Drosten auch schon vor gut 10 Jahren bei der Schweinegrippe – und wir wissen inzwischen, dass er damit völlig daneben lag.
Es ist Kimmichs gutes Recht, mit der Impfung zu warten und sich die weitere Entwicklung erst mal anzuschauen. Und das gleiche Recht nehme ich auch für mich in Anspruch.
Sich nicht impfen zu lassen bedeutet ja nicht unvorsichtig zu sein. Die Anzahl meiner Kontakte ist überschaubar, im Wesentlichen beschränken sie sich auf die Arbeit. Einen Mitarbeiter, der schniefend zur Arbeit erscheint, frage ich nach dem Ergebnis seines Schnelltests und auch wenn dieses negativ ist halte ich dennoch Abstand zu ihm. Dank großzügiger Räumlichkeiten ist das bei uns problemlos möglich, ich bin da durchaus privilegiert. Müssten Merkel, Spahn und ihre Experten nicht auch solche Faktoren berücksichtigen, anstatt einfach auf die Impfung aller zu pochen?
Sie berücksichtigen das nicht, stattdessen verbreiten sie Fake News von einer „Pandemie der Ungeimpften“. Das ist nicht nur faktisch falsch, sondern auch gefährlich, denn es nimmt diejenigen, die tatsächlich durch die Virusinfektion gefährdet sind und davor geschützt werden müssen, aus dem Fokus. Statt einer „Pandemie der Ungeimpften“ haben wir weiterhin eine „Pandemie des Alters“ (3) – sofern man bei einer kaum bis gar nicht vorhandenen Übersterblichkeit überhaupt von einer Pandemie sprechen kann.
Zur angeblichen „Pandemie der Ungeimpften“ schreibt Sahra Wagenknecht (2):
„Würde die Impfung sicher vor schweren Verläufen schützen und würden tatsächlich nur noch Ungeimpfte im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation landen, wäre die Situation wohl auch bei hohen Inzidenzen beherrschbar. Mittlerweile sind einschließlich der nicht-gemeldeten Impfungen nach RKI-Schätzung 85 Prozent der Erwachsenen geimpft, bei den über 60-Jährigen 90 Prozent. Hinzu kommen diejenigen, die durch eine Infektion immunisiert wurden oder eine sogenannte Kreuzimmunität haben.
Unser Gesundheitssystem hat im letzten Jahr eine Pandemie von 80 Millionen Ungeimpften bewältigt, und selbst da waren im Jahresdurchschnitt nur 4 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt. Eine Pandemie, die nur noch 5 bis 10 Prozent der vormals Gefährdeten betrifft, sollte daher eigentlich nicht zu einer Überlastung führen. Tatsächlich liegen die Krankenhauseinweisungen trotz Rekordinzidenz aktuell noch bei weniger als einem Drittel der Spitzenwerte, die wir aus der zweiten und dritten Welle kennen.
Dass dennoch schon wieder laut gewarnt wird und wir in einigen Regionen Engpässe haben, hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen lässt die Schutzwirkung der Impfung offenbar von Monat zu Monat nach. Damit erkranken auch wieder mehr ältere Geimpfte schwer. Zum anderen, und das ist der wichtigere Grund, hat sich der Pflegenotstand weiter verschärft. Es gibt in Deutschland heute noch weniger Krankenhäuser, noch weniger Vollzeit-Pflegekräfte und tausende Intensivbetten weniger als vor einem Jahr.
Dagegen nichts unternommen zu haben, ist das wahrscheinlich größte der vielen Versäumnisse, deren sich die Politik in der Corona-Zeit schuldig gemacht hat. Nach einer Untersuchung von Verdi waren schon vor Corona 300.000 Pflegekräfte wegen mieser Arbeitsbedingungen und schlechter Bezahlung aus ihrem Beruf geflohen. Inzwischen dürfte die Zahl um einiges höher liegen.
Gut die Hälfte kann sich allerdings vorstellen, unter verbesserten Rahmenbedingungen zurückzukehren. Mit einer Einstiegsprämie von 20.000 Euro und einem besseren Gehalt für alle hätte sich hier manches verändern lassen. Dass die gleichen Politiker, die in dieser entscheidenden Frage untätig geblieben sind, jetzt den Ungeimpften die Verantwortung für ausgebrannte Pfleger und überlastete Intensivstationen zuschieben, ist an Heuchelei nicht zu überbieten.
Die meisten Ungeimpften sind laut einer Umfrage keine prinzipiellen Impfgegner. Viele treibt angesichts der völlig neuartigen genbasierten Impfstoffe vielmehr genau die Sorge um, die das RKI in seinem „Impfbuch für alle“ beschreibt: „Natürlich kann man bei einer Impfung, die erst seit ein paar Monaten verabreicht wird, noch nicht wissen, ob und welche Spätfolgen nach ein paar Jahren auftauchen“.“
Also zurück zur Ausgangsfrage: Warum impfen? Epidemiologische Gründe entfallen, nachdem klar ist, dass die Impfung die Verbreitung des Virus nicht verhindert. Meine persönliche Risikoabschätzung fällt ähnlich wie die von Kimmich immer noch negativ aus zuungunsten der Impfung.
Bleiben noch politischer und gesellschaftlicher Druck oder schlicht die Bequemlichkeit. Nichts davon darf aus meiner Sicht aber die Grundlage sein für eine Entscheidung in medizinischen Fragen.
An im Winter geschlossene Restaurants, Sportstätten und Musikclubs habe ich mich längst gewöhnt und die Freude am Radeln kann mir auch ungeimpft keiner nehmen. Was ich aber ein wenig fürchte sind italienische Verhältnisse – ein faktisches Berufsverbot für Ungeimpfte, wie es Mario Draghi dort inzwischen allgemein – und nicht mehr nur in Pflegeberufen – durchgesetzt hat (4). Allerdings ist es doch so: je mehr sich dem verweigern, desto schwieriger ist es, solche autoritären Tendenzen zu etablieren. Daher werde ich versuchen, dem Druck möglichst lange zu widerstehen und hoffe, andere tun das auch.
Ende Dezember vergangenen Jahres wurde in Deutschland die Corona-Impfkampange gestartet. Viel wurde den Impfwilligen damals verprochen: Eine Wirksamkeit des mRNA-Impfstoffs von 95 Prozent und damit sicherer Schutz vor Infektion, Krankheit und Tod. Herdenimmunität sollte erreicht sein, wenn sich etwa 66 Prozent der Bevölkerung impfen lassen würden – und damit wäre die Pandemie beendet.
Oder sogar schon früher: „Wenn wir jedem in Deutschland ein Impfangebot gemacht haben, dann können wir zur Normalität in allen Bereichen zurückkehren“, so versprach das Kanzleramt im März 2021. Und freiwillig sollte die Impfung sein, eine Impfpflicht wurde strikt ausgeschlossen. Als „Unfug“ bezeichnete der sächsische Ministerpräsident Kretschmer das „Gerede“ von einem Impfzwang und vom Verlust der Grundrecht für Ungeimpfte; er nannte dergleichen eine „absurde und böswillige Behauptung“.
Heute ist das alles anders. Zwar wurde jedem ein Impfangebot gemacht und 67,1 Prozent der Bevölkerung sind Stand heute, 7. November 2021, geimpft. (1)
Doch offenbar wirkt die Impfung nicht wie erwartet. 85 Prozent Geimpfte müssen es jetzt sein, sagt RKI-Chef Wieler. Die haben wir zwar bereits erreicht bei den Älteren, aber Wieler zufolge genügt das noch nicht: Über 90 Prozent lautet das neue Ziel bei den über Achtzigjährigen. Nicht zum erstem Mal wurden in der Pandemie die Torpfosten verschoben.
Unterdessen erreichen die Fallzahlen nie dagewesene Rekordwerte. Einer von vier vollständig Geimpften ist nach Angaben des RKI potentiell infektiös und diese Zahlen sind wohl eher konservativ gerechnet, die Tendenz ist steigend. Einer Studie aus Schweden zufolge ist 180 Tage nach der Impfung fast kein Schutz mehr übrig:
Überhaupt, Schweden! Ganz ohne Lockdown und Maskenpflicht stehen die Wikinger inzwischen viel besser da als wir, was die Kennwerte der Pandemie angeht. Ähnliches gilt für Dänemark, wo wie beim nördlichen Nachbarn mittlerweile keine Einschränkungen mehr gelten (2):
Zu allem Überfluss wurde kürzlich bekannt, dass es bei den Tests für die Zulassung unseres sehr guten BioNTech-Impfstoffs nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen sein soll:
„Kernaussage ist, dass es bei der Zulassungsstudie für den Covid-19-Impfstoff Comirnaty von Biontech und Pfizer in zumindest einem Studienzentrum in den USA Unregelmäßigkeiten gegeben hat.
Diese Vorwürfe erhebt Brook Jackson gegen ihren Arbeitgeber:
Probanden sollen nach der Injektion auf den Flur gesetzt worden sein. Sie seien nicht von medizinischem Personal überwacht worden.
Mehrere Teilnehmer hatten zwar über Nebenwirkungen nach der Impfung berichtet. Sie seien aber nicht zeitnah kontaktiert worden.
Über Abweichungen vom Studienprotokoll wurde nicht berichtet.
Der Impfstoff wurde laut Jackson nicht bei der eigentlich vorgeschriebenen Temperatur gelagert.
Mehrere Laborproben sollen falsch etikettiert worden sein.
Firmenmitarbeiter, die diese Missstände angesprochen haben, wurden laut Brook Jackson angefeindet.” (3)
Besonders schwerwiegend ist der Vorwurf, dass die vergleichende Studie nicht komplett „blind“ verlief, dass also für das durchführende Personal ersichtlich war, welche Patienten geimpft waren und welche nicht. Wäre der Impfstoff ein VW-Diesel, dann hätten wir wegen dieses Berichts und angesichts der schnell schwindenden Impfwirkung einen handfesten Skandal. Aber in der Pandeme ist alles anders und daher heißt es von Expertenseite weiterhin, frei nach Norbert Blüm: „Die Impfung ist sischä!“
Da kann einen als Geimpfter in Deutschland schon mal der Frust überkommen. „Impfdurchbrüche“ sind in aller Munde – und nicht nur das, sie liegen auch in den Hospitälern. Dem aktuellen Wochenbericht des RKI ist zu entnehmen, dass in der Altersgruppe der über Sechzigjährigen bei einer Impfquote von 84,9 % der Anteil der Impfdurchbrüche unter den symptomatischen Covid-19-Fällen aktuell 60,5 % beträgt. Bei den Hospitalisierten sind das 44,9 %, auf Intensivstationen 34,5 % und unter den Verstorbenen 43,0 %. (5) Bange kann einem da schon werden, insbesondere weil auch Intensivmediziner wieder vor der Überlastung ihrer Stationen warnen. Das Booster-Abo gab’s zur Bratwurst bei der Impfung dazu, es stand aber nicht im Kleingedruckten.
Und das alles, nachdem man mit der Impfung ein nach Expertenmeinung zwar verschwindend geringes, aber doch nicht ganz zu vernachlässigendes Risiko eingegangen ist. Vielen ging es spätestens nach der zweiten Spritze gar nicht gut, und ab und zu liest man in den sozialen Netzwerken sogar von „plötzlich und unerwartet“ in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung Verstorbenen. Auch das für die Impffolgen-Überwachung zuständige Paul-Ehrlich-Institut kennt solche Fälle, aber sie haben zum Glück fast nie etwas mit der Impfung zu tun.
Umgerechnet auf die Zahl der Geimpften erhielt das Paul-Ehrlich-Institut in Zusammenhang mit den sogenannten Corona-Impfungen rund 54 mal mehr Todesfallmeldungen als in den 21 Jahren davor zu allen anderen Impfstoffen insgesamt. (4)
Okay, “fast nie” ist relativ. Sinusthrombosen, Myokarditis, Arrhytmie – man lernt als Geimpfter ganz neue Dinge kennen, die man niemals selber haben will. Fehlt nur noch, dass sich die Experten auch bezüglich der von ihnen bislang kategorisch ausgeschlossenen Langzeitnebenwirkungen irren.
Und was macht die Politik, nachdem sie nicht verhindert hat, dass dringend benötigte, aber chronisch überlastete und dabei unterbezahlte Pflegekräfte ihren Job aufgeben? Nachdem sie durch falsche finanzielle Anreize seit der zweiten Welle sogar dafür gesorgt hat, dass Intensivkapazitäten abgebaut wurden? Und nachdem im Pandemiejahr 2020 deutschlandweit etwa 20 Kliniken geschlossen wurden?
Was ist der Lohn für die Geimpften nach all den Risiken, Nebenwirkungen und für ihre so vorbildlich praktizierte Solidarität? Man isoliert sie mit 2G. Sie dürfen zwar rein in die Kneipe und den Club, aber sie müssen dort leider unter sich bleiben…
Corina meint, ich solle mal ein bisschen Empathie zeigen und solidarisch sein mit den Geimpften. Mit Vergnügen: Sie können meine Booster-Impfung gerne haben, so wie bereits die beiden anderen Gentechnik-Injektionen davor. Ärmel hoch die Herren Spahn, Lauterbach und Söder!
Nachtrag 8.11.2021, um Missverständnisse zu vermeiden: Absicht dieses kleinen Textes ist es nicht, Geimpfte zu verhöhnen. Wohl aber diejenigen, von denen die Impfung auch jenseits der Risikogruppen als alternativlos verkauft wird, ungeachtet der Widersprüche, die sich bei genauer Betrachtung der Daten zwangsläufig ergeben. Die Impfung funktioniert nicht wie erwartet, also brauchen wir noch mehr davon? Das ergibt keinen Sinn. In meinem Job könnte ich mir eine solche Vorgehensweise nicht erlauben. Was lief schief bei Leuten, die in solch einer Situation einer Impfpflicht das Wort reden, wie gestern Abend bei Anne Will die Herren Söder und Montgomery?
(1) Impfdashboard, abgerufen am 7.11.2021
(2) Our World in Data, abgerufen am 7.11.2021
(3) Berliner Zeitung https://www.berliner-zeitung.de/news/biontech-pfizer-bericht-ueber-schlampereien-bei-zulassungsstudie-fuer-impfstoff-li.192834
(5) Wochenbericht des RKI vom 4.11. 2021 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-11-04.pdf?__blob=publicationFile
wie überall zu lesen ist seid ihr die Initiatoren der Kampagne #impfenschützt, der sich inzwischen etliche Musikerkollegen und -kolleginnen angeschlossen haben. Ich frage mich jetzt, ob ihr euren Bandnamen, den ich bislang immer ganz witzig fand, nicht ein wenig zu ernst nehmt.
Mit einiger Verwunderung habe ich euren Text zur Kampagne gelesen, insbesondere den letzten, kleingedruckten Abschnitt. Ihr schreibt:
Wie wahrscheinlich fast alle Musiker*innen überall fragen wir uns, wie es mit dem Leben und der Musik weitergeht, und wann und wie wir wohl endlich wieder live auftreten können wie vor der Pandemie. Eine Rückkehr zur Normalität wäre traumhaft.
Soweit wir das verstehen, funktioniert das nur über Impfungen*.
Natürlich gibt es Menschen, die Angst davor haben, sich einen neuen und so schnell zugelassenen Stoff in den Arm spritzen zu lassen (wenn dies auch der am sorgfältigsten beobachtete Impfstoff aller Zeiten ist) – was wir verständlich finden. Niemand rechnet erst mal damit, daß ausgerechnet er oder sie sich mit Covid-19 infizieren wird.
Das Problem an dieser Wette mit dem Schicksal ist, daß der Einsatz im schlimmsten Fall das eigene Leben sein kann. Laut übereinstimmender Meinung unzähliger Wissenschaftler ist spätestens seit der hochansteckenden Delta-Variante eine Infektion für Ungeimpfte mittelfristig unvermeidbar.
Auch deshalb haben wir als Band uns entschieden, uns impfen zu lassen – ein kurzer Stich in den Oberarm, um die Wahrscheinlichkeit von „Long Covid“ oder dem qualvollen Tod durch Ersticken massiv zu verringern. Und als Bonus sind Geimpfte nach derzeitigen Erkenntnissen auch deutlich weniger ansteckend; wir tun also gleichzeitig auch etwas Gutes für die Menschen, denen wir begegnen.
Wir würden Euch gerne bitten, unserem Beispiel zu folgen. Ihr habt damit auch die Zukunft der Kultur in der Hand (bzw. im Arm). Ein kleiner Schritt für jeden von uns, ein großer Schritt für die Gesellschaft – damit es nicht mehr so lange dauert, bis auch wieder Konzerte, Club- und Theaterbesuche unter normalen Bedingungen möglich sind. Damit wir uns endlich wieder entspannt umarmen und miteinander feiern können.
Damit das Leben weitergeht.
https://www.bademeister.com/aktuell/
Ihr habt euch also impfen lassen, aus Furcht vor „Long Covid“ oder “dem qualvollen Tod durch Ersticken“. Okay, eure Angst, eure Entscheidung. Auch dass ihr dafür werbt, es euch gleichzutun – kein Problem für mich. Aber glaubt ihr wirklich, dass wir, wenn wir eurem Beispiel folgen, die „Zukunft der Kultur in der Hand“ haben? Seid ihr so naiv? Wo wart ihr in den letzten Monaten?
Es waren Politiker, die Clubs und Konzertsäle geschlossen haben, nicht wir. Und es liegt in der Hand der Politik, nicht in unserer, die Veranstaltungen wieder freizugeben. Mal ehrlich: Wie viel Vertrauen habt ihr in eine Politik, die nicht nur bei „Corona“, sondern aktuell gerade überall versagt? Meint ihr, dass dieselben Politiker, die Konzerte im Sommer und im Freien, wenn überhaupt, dann nur vor zahlenmäßig beschränktem Publikum zulassen, welches auf Abstand gehalten wird durch Strandkörbe oder Bestuhlung – und das, obwohl Aerosol-Experten darauf hinweisen, dass eine Ansteckung im Freien so gut wie ausgeschlossen ist -, dass also diese Politiker die Konzerthallen wieder ohne Auflagen freigeben, sobald wir alle nur brav und folgsam Jens Spahns „Impfangebot“ angenommen haben?
Und selbst wenn sie, die Politiker, die Konzerthallen jetzt wieder öffnen sollten: für wie lange? Es ist bekannt, dass die Wirkung der Impfung flüchtig ist. Im durchgeimpften Israel wird deshalb jetzt die dritte Dosis, der sogenannte „Booster“, verabreicht. Sollen wir uns diesen Schuss auch noch setzen lassen? Macht ihr das, Farin, Bela und Rod?
Ich werde es nicht tun.
Was wir aber tun können: Politiker, die Clubs und Hallen schließen und Künstlern monatelange Berufsverbote auferlegen, nicht mehr wählen.
Übrigens: Der Bundestag hat gestern, am Tag eurer Kampagne, die Verlängerung der epidemischen Notlage beschlossen. Aus den Parteien der Opposition, die eigentlich dagegen waren, haben so viele die Abstimmung geschwänzt, dass die Verlängerung wie von der Regierungskoalition beabsichtigt angenommen wurde. Was denkt ihr: Machen die das, um bald die Hallen für eure Gigs zu öffnen?
Jens Spahn wünscht, dass wir uns die Freiheit herbeiimpfen sollen. So manche Formulierung, die in diesem Zusammenhang gebraucht wird, erinnert mich an sehr dunkle Zeiten der deutschen Geschichte. „Arschloch!“ möchte ich da rufen, und Spahn fragen, ob er „Schiss vorm Schmusen hat“, sozial distanziert in seiner vier-Millionen-Villa. Ihr erinnert euch? Das in den Gänsefüßchen ist aus einem eurer Songs, aus „Schrei nach Liebe“.
Ich fühle mich von Politikern erpresst, die neuerdings sogar damit drohen, mir den Zugang beispielsweise zu Restaurants, der übergangsweise noch getestet möglich sein soll, ohne Impfung bald ganz zu verwehren. In Hamburg ist 2G schon eingeführt; es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis zumindest die Hardliner hier bei uns im Süden nachziehen. Ich werde diesem indirekten Impfzwang nicht nachgeben, so lange es irgendwie geht. Der Widerstand gegen den Impfzwang ist, neben meiner ganz persönlichen Risikoabschätzung, ein zunehmend wichtigerer Grund, mich nicht impfen zu lassen.
Auch das können wir nämlich tun: Dem Druck der Politik standhalten. Gegen Willkür protestieren. Is’ mehr Punk als impfen, findet ihr nicht?
Ihr aber, ihr macht euch zu Handlangern des Pharmalobbyisten Spahn, wenn ihr nicht nur für die Impfung werbt, sondern das auf eine Art und Weise tut, die ihr bei anderen, beispielsweise bei Impfgegnern und Querdenkern, vermutlich als „wissenschaftsfeindlich“ brandmarken würdet. Einem echten Arzt müsste man vorwerfen, dass er seine Patienten mangelhaft aufklärt. Ihr schreibt im Kleingedruckten:
*) Was sind Impfungen eigentlich? Viele Menschen sind in der Vergangenheit weltweit gestorben an den Pocken, an Gelbfieber, Typhus, Polio und Tetanus – alles Infektionskrankheiten, die entweder von Viren oder Bakterien verursacht werden. Daß wir in Europa heute von diesen Krankheiten nicht mehr bedroht sind, haben wir weltweiten Impfkampagnen zu verdanken. In der Regel wird dem Körper eine abgeschwächte (oder völlig unschädliche) Version des jeweiligen Krankheitserregers verabreicht, um das Immunsystem anzuregen, Antikörper gegen den Eindringling zu produzieren. (mRNA- Impfstoffe funktionieren ein bisschen anders und noch eleganter, aber das Ergebnis ist dasselbe.) So kann ein kleiner Pieks Leben retten, und hat das in der Vergangenheit schon millionenfach getan. Klingt komisch, ist aber so.“
https://www.bademeister.com/aktuell/
Zur Richtigstellung, vielleicht wisst ihr es ja selbst wirklich nicht besser:
mRNA-Impfstoffe funktionieren nicht „ein bisschen anders“. Diese Technologie ist neu und wurde für die Anwendung am Menschen vor „Corona“ noch nie zugelassen. Ob diese Vakzine „eleganter“ funktionieren ist noch nicht sicher, Tatsache ist aber, dass sie einfacher in Massen herzustellen sind.
mRNA steht für Messenger-RNA, zu Deutsch: Boten-Ribonukleinsäure. Sie hat in jedem Organismus die Aufgabe, Transkripte des genetischen Codes vom Zellkern zu den Ribosomen zu transportieren, die auf Basis dieser Daten dann ein bestimmtes Protein produzieren. Eine Impfung mit Messenger-RNA würde anders als ein herkömmlicher Impfstoff kein komplettes Antigen, sondern nur die Bauanleitung für Teile davon enthalten.
Im Falle des Coronavirus geht es um das Spike-Protein, das dem Erreger sein stacheliges Aussehen verleiht. Mit Hilfe von Nanopartikeln soll die synthetisierte RNA in den Körper geschleust werden, wo die Ribosomen ihre genetischen Informationen auslesen und daraufhin die Virenbausteine produzieren – gegen die das Immunsystem dann Antikörper entwickeln soll, die bei einer Infektion mit dem Virus dessen Ausbreitung verhindern.
Der oben fett markierte Text macht den Unterschied aus zwischen mRNA-basierten Impfstoffen und traditionellen Methoden wie Lebend- oder Totimpfstoffen. Und natürlich besteht genau darin, nämlich in der „Umprogrammierung“ menschlicher Zellen zur Produktion von Virenbestandteilen, das Risiko dieses Verfahrens. Man muss kein Genie sein um auf die Idee zu kommen, dass solch ein Vorgang viel schwerer zu kontrollieren ist als die simple Verabreichung einer bestimmten Menge eines inaktiven Virus oder von dessen Bestandteilen, wie das bei der traditionellen Impfung der Fall ist.
Aber sagt mal ehrlich: wusstet ihr das wirklich nicht…?
Und weil das alles so neu und kompliziert ist und in kurzer Zeit entwickelt wurde, gibt es in Europa noch keine vollständige Zulassung für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna, sondern nur eine bedingte. Das Gleiche gilt für die vektorbasierten Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson. Richtig ist, dass diese Impfstoffe unter Beobachtung stehen – ob es, wie ihr sagt, der „der am sorgfältigsten beobachtete Impfstoff aller Zeiten“ ist mag hingegen bezweifelt werden. Unzweifelhaft aber ist, dass sie es innerhalb kurzer Zeit auf mehr dokumentierte Nebenwirkungen gebracht haben als ein ganzer Haufen anderer Impfstoffe zusammen.
Ihr solltet so ehrlich sein zu euren Fans: Den Abschnitt über die Impfstoffe, das Kleingedruckte in eurem Text, solltet ihr korrigieren oder rausnehmen; es so, wie es aktuell formuliert ist, einfach stehen zu lassen wäre grob fahrlässig. Wenn ihr mir nicht glaubt, dann fragt einen Arzt. Einen echten!
Und denkt bitte nochmal darüber nach, ob eine Impfung, die weder einen selbst noch andere dauerhaft schützt, wirklich der Weg zur Normalität sein kann. Meiner Ansicht nach braucht es dafür etwas ganz Anderes: Der von Virologen oder von wem auch immer etablierte Generalverdacht gegen alles und jeden gehört auf den Müll. Sondermüll, Abteilung “faschistoides Gedankengut”. Der Normalfall ist: gesund, nicht ansteckend. Dann muss man auch keinen „Schiss vorm Schmusen“ mehr haben. Und keine Angst vor Menschen auf Konzerten.
Liebe Grüße
Maze
P.S.
Ich denke, mal sollte in diesem Zusammenhang durchaus auch solche Warnungen ernst nehmen:
Mit dem obigen Kürzel umging ich im März 2020 spaßeshalber den „Wodarg-Filter” in einem mittlerweile stillgelegten Internet-Forum. Die Namensähnlichkeit mit einem James-Bond-Bösewicht unterstrich scherzhaft den zweifelhaften Ruf, den Wolfgang Wodarg zu der Zeit für viele hatte und leider immer noch hat, die Zensur per Wortfilter war typisch für die Bemühungen derjenigen, die ihm diesen Ruf anzudichten versuchten – darunter eben auch der sich “jung und naiv” gebende Betreiber des besagten Forums.
Vor wenigen Wochen erschien nun Dr. Wolfgang Wodargs Buch “Falsche Pandemien”. Zur Erinnerung: Der ehemalige Amtsarzt, ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und im März 2020 gerade frisch geschasste Vorsitzende von „Transparency Deutschland“ war einer der ganz wenigen sich öffentlich äußernden Fachleute, die den Schwenk der veröffentlichten Meinung von “Corona ist nur eine Grippe” (1) zu “Corona ist eine tödliche Gefahr” (2) nicht mitgegangen sind. Er hat dafür viel Schelte bekommen von Fachkollegen, ehemaligen Weggefährten und von sogenannten “Faktencheckern”. Wodarg selbst schreibt von einer Warnung, die er von einem bekannten Journalisten damals erhalten habe, dass man “seinen Ruf zerstören” wolle. Dass selbst regierungskritische und linksorientierte TV-Magazine wie der ARD-”Monitor” zu der Zeit versuchten, ihn und seine Äußerungen zu diskreditieren, indem man ihn mit „Fake News und Verschwörungstheorien“ in Verbindung brachte (3), lässt diese Warnung durchaus plausibel erscheinen.
Daher kann einen die geringe Resonanz, die Wodargs Bestseller (zeitweise Platz 1 der SPIEGEL-Liste) jetzt bei Rezensenten erhalten hat, überraschen. Andererseits auch nicht – sein Beitrag zum öffentlichen Diskurs ist nicht gewollt, warum also sollte man sich mit seinem Buch befassen? Die einzige Rezension, die ich bei der Vorbereitung meines hier vorliegenden kleinen Aufsatzes gefunden habe, stammt vom Kulturredakteur der „Rheinischen Post“:
„Er hätte uns in der Krise ein exzellenter Begleiter sein können. Seine Eloquenz ist bestechend, und als Arzt und Gesundheitspolitiker verfügt er über Erfahrung im Umgang mit Seuchen.
Doch irgendwann ist mit Wolfgang Wodarg etwas geschehen, das sich selbst Freunde nicht erklären können. Bei dem 1947 in Itzehoe geborenen Mediziner zeigten sich Zeichen einer Radikalisierung. Schon im März 2020 beschloss der Vorstand von Transparency International, einer Nichtregierungsorganisation gegen Korruption, Wodargs Mitgliedschaft ruhen zu lassen; die Kollegen störten sich an „Äußerungen zum Corona-Virus auf zum Teil antidemokratischen und verschwörungstheoretischen Plattformen“. Seitdem bedient Wodarg einschlägige Positionen, deren Anhänger ihn für eine seriöse Quelle halten.“ (4)
Nun ja. Die ersten beiden Sätze sind absolut zutreffend. Der Rest der Rezension könnte auch von einem der staatstragenden “Faktenchecker” des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stammen, ergänzt durch Zitate von der anonymen Verleumdungsplattform “Psiram”.
Richtig ist, dass man Wodargs Positionen zumindest zum Teil mittragen sollte, um das gut 400 Seiten starke Buch über „Falsche Pandemien“ mit Gewinn zu lesen. Zu diesen Positionen gehört, dass Coronaviren schon immer da waren, dass sie den meisten von uns aufgrund einer in der Kindheit erlernten Immunität nichts Ernsthaftes anhaben können und dass dies aufgrund der engen Verwandtschaft der Coronaviren auch für die „neuartige“, SARS-CoV-2 genannte Variante samt deren Mutationen gilt.
Dem gegenüber steht die unter anderem von den Professoren Drosten und Wieler oft wiederholte These, dass wir über keinerlei Immunität gegenüber dem neuen Virus verfügen und diese nur durch Impfung erlangen können. Angesichts von über 40 Prozent asymptomatisch Infizierten (eine Zahl, die gerade erst durch ein repräsentative Studie der Uni Mainz bestätigt wurde (6) ), d.h. Menschen, deren Immunsystem so gut mit dem „neuartigen“ Virus klarkommt, dass sie es nach erfolgter Infektion vollständig abwehren und daran nicht erkranken, die Infektion nicht einmal bemerken, muss ich nicht lange überlegen, welche der beiden „einschlägigen Positionen“, die von Prof. Drosten oder diejenige von Dr. Wodarg, ich überzeugender finde.
Wodarg beschreibt im Buch seine Erfahrungen mit Seuchen, mit denen er sowohl als Fach- und Amtsarzt, als auch als Politiker zu tun hatte. Dazu gehören u.a. BSE, SARS, MERS, Ebola und Vogelgrippe; ein eigenes Kapitel ist der Schweinegrippe gewidmet und der Rolle der WHO beim Versuch, diese harmlose Grippewelle – unter anderem durch geänderte Kriterien – zur globalen Pandemie aufzublasen, gegen die massenhaft angeimpft werden müsse. Es ist ganz wesentlich Wodargs Engagement zu verdanken, dass die bereits eingekauften und auch damals nur per Notzulassung freigegebenen Impfstoffe hierzulande nur wenigen verabreicht wurden und sich die Schäden durch Nebenwirkungen (u.a. in Schweden wurde bei Geimpften eine Häufung der Krankheit Narkolepsie beobachtet) somit in Grenzen hielten. Sogar Karl Lauterbach musste im Nachgang der Schweinegrippe eingestehen, dass der Großeinkauf des Impfstoffs „Tamiflu“ ein Fehler war und trat in 2014 dafür ein, weitere geplante Ankäufe zu stoppen (7).
Ein Kapitel ist den Viren im Allgemeinen gewidmet und den Erkältungsviren im Besonderen. Wodarg betont, dass die winterlichen Grippewellen von einem Mix verschiedener Virenstämme verursacht werden und dass Coronaviren daran schon immer beteiligt waren. Man habe ihnen allerdings wenig Aufmerksamkeit gewidmet, weil gegen sie, anders als gegen die Influenzaviren, kein Impfstoff verfügbar war – der kommerzielle Anreiz für eine Beschäftigung mit Coronaviren fehlte bislang. Die aktuelle Fixierung auf ein einziges Coronavirus und dessen Mutationen bezeichnet Wodarg als absurd. Dies kritisiert er auch an der ansonsten verdienstvollen Arbeit des Stanford-Wissenschaftler John Joannidis, dessen Studie zur Ermittlung der Infektionssterblichkeit für Covid-19 (global 0,24 % und 0,04 % für unter 70-Jährige) auf Ergebnisse kommt, die ähnlich sind wie bei der „normalen“ Grippe, für die üblicherweise 0,1 % genannt werden.
Die technische Grundlage für den „Krieg gegen einen Joker“ (8), also gegen den sich ständig verändernden „neuartigen“ Coronavirus, bildet der von Prof. Drosten entwickelte PCR-Test. Wodarg wiederholt im Buch seine oft geäußerte Kritik an diesem von der WHO trotz fehlender Validierung hastig zum Nachweis von SARS-COV-2 freigegebenen Verfahren. Er bezieht sich dabei u.a. auf ein Review mehrerer namhafter Autoren, die als Konsequenz aus ihrer Analyse fordern, das den Test beschreibende Corman/Drosten-Papier solle wegen seiner vielen Unzulänglichkeiten zurückgezogen werden. Immerhin wurde die WHO inzwischen vorsichtiger und weist auf eine Tücke aller derartigen Tests hin: Je seltener eine Krankheit auftritt, umso größer wird der prozentuale Anteil falsch positiver Ergebnisse.
Aber was war los in Norditalien? Die schlimmen Bilder und Berichte aus Kliniken und von Särge abtransportierenden Militärlastern in Bergamo lieferten die Begründung für Vorsichtsmaßnahmen im Frühjahr 2020 auch bei uns. Inzwischen sehen wir ein bisschen klarer, was dort damals geschah, und zwar u.a. dank der mit Fachleuten aus der dortigen Region geführten Interviews des von Anwälten initiierten „Corona-Ausschusses“, dem Wodarg beratend zur Seite steht: Aufgrund einer anfänglichen Überlastung der kaputtgesparten Krankenhäuser, wie sie dort in jeder schwereren Grippe-Saison vorkommt, wurden Covid-Kranke in Pflegeheime verbracht. Ein Irrsinn und das genaue Gegenteil von „Risikogruppen schützen“ – natürlich wurde die Situation dadurch massiv verschlimmert. Hinzu kam, dass Tote einer neuen Verordnung zufolge nicht mehr einfach begraben werden, sondern verbrannt werden mussten, was zu einer Überlastung der Krematorien führte. Ein Verantwortlicher rief dann das Militär, um einen Transport von 60 gestauten Särgen zu erledigen, in einer einmaligen Aktion. Die Bilder davon gingen um die Welt…
Möglicherweise, so Wodarg, sorgte auch hierzulande der Pflegenotstand, der schon lange besteht und der durch das Ausdünnen des arbeitsfähigen Personals mittels ungeeigneter und häufig falsch positive Ergebnisse liefernder Tests noch verschärft wurde, für ähnliche Verschlimmerungen einer in jedem Winter wiederkehrenden angespannten Situation. In die Presse geschafft heben es damals die katastrophalen Zustände in einem Marburger Pflegeheim, möglicherweise war dies aber nur die Spitze eines Eisbergs aus ähnlichen Fällen (9). Das könnte die im Winter 2020/2021 beobachtete Übersterblichkeit in einigen Regionen hierzulande erklären, denn Viren sind eigentlich nicht wählerisch, was ihre Verbreitungsgebiete angeht. Ausschlaggebend sind Wodarg zufolge der Gesundheitszustand der Bevölkerung und, bei kleinteiliger Betrachtung, der des jeweiligen Individuums, sowie der Zustand des Gesundheitssystems.
Weitere Themen sind die Impfung (interessant: Der Unterschied zwischen absoluter und relativer Risikoreduktion. Bei einer immer noch sehr selten auftretenden Krankheit wie Covid-19 ist die absolute Risikoreduktion winzig, viel kleiner jedenfalls als die von den Konzernen und ihren Lobbyisten auf allen Kanälen verbreiteten Wirksamkeitszahlen von über 90 % (10) ), sowie Vorschläge zur Neugestaltung des (gesundheits-)politischen Betriebs nach der Krise. Man muss nicht allen Gedankengängen Wodargs zustimmen, insbesondere wenn er versucht, die Ereignisse in einen größeren Kontext einzuordnen. Ist „Corona“ und sind die Maßnahmen dagegen Teil eines lange vorbereiteten Plans, oder nur die Reaktionen überforderter und verängstigter, teils auch davon profitierender Politiker? Je länger die Krise dauert und je mehr wir bezüglich eines Endes der Grundrechtseinschränkungen vertröstet werden, von „wenn ein Impsftoff verfügbar ist“ über „wenn jedem ein Impfangebot gemacht wurde“ und „wenn 60 Prozent geimpft sind“ zu „wenn 85 oder 90 Prozent geimpft sind“ – und das bei nachweislich mindestens 40 Prozent, die ohne jede Impfung bereits immun sind –, desto plausibler erscheint die Vermutung, dass es um mehr geht als um ein Virus, auch um mehr, als Gewinne für die Pharmaindustrie zu generieren. Insbesondere natürlich weil dies auf Kosten großer Teile der übrigen Wirtschaft, aber auch des gesellschaftlichen Lebens und der Kultur geschieht. Man muss kein „Verschwörungstheoretiker“ sein oder ein „Covidiot“ um das, was das Weltwirtschaftsforum WEF mit „The Great Reset“ umschreibt und was dessen Gründer Klaus Schwab höchstselbst mit seinem Buch in einen Kontext zu „Corona“ stellt, um dies also ernst zu nehmen und wie Wodarg darin die eigentliche Triebfeder der Pandemie und vor allem der mit ihr begründeten Maßnahmen zu vermuten.
Fazit: Eine gut lesbare Sammlung von Wissen zu verschiedensten Aspekten der Corona-Krise aus Sicht von einem, der bereits mit ähnlichen Ereignissen, den beteiligten Institutionen und teilweise sogar einzelnen Protagonisten zu tun hatte und in “Corona” den (vorläufigen) Höhepunkt einer ganzen Reihe von “falschen Pandemien” sieht. Die Kontinuität der Ereignisse von SARS über die Schweinegrippe zu “Corona” macht die Skepsis nachvollziehbar, mit der Wodarg dem Hype um das “Virus aus Wuhan” von Anfang an begegnet ist und die ihm den Ruf des “Verharmlosers” oder gar “Leugners” eingebracht hat. Dazu eine persönliche Anmerkung: Ich fand im März 2020, dass Dr. Wodarg beispielsweise im Interview mit Milena Preradovic etwas zu forsch über die Schreckensnachrichten in Bergamo hinweg gegangen ist (11), verstehe aber jetzt seine aus der Erfahrung resultierende prinzipiell skeptische Haltung gegenüber dem neuen Virus-Hype. Zumal sich bei nachträglicher, genauer Betrachtung die schlimmen Bilder aus Bergamo ja erklären lassen, siehe weiter oben. Sie haben viel mit von Menschen begangenen Fehlern zu tun – das wahrscheinlich mehr, als mit einem Virus.
Quellen und Links:
(1) “Es ist nur eine Grippe“:
Heute Show, Januar 2020:
(1) “Es ist nur eine Grippe” auch bei Terra X, Ende Januar 2020:
(2) Leschs “tödliche Bedrohung für weite Teile der Bevölkerung”, Ende März 2020:
(3) ARD-Monitor: „Fake News und Verschwörungstheorien“, April 2020:
Dazu auch Karl Lauterbach: “Wolfgang Wodarg erzählt “blanken Unsinn” zu Corona – das sind Fake News!”, 18.03.2020:
(4) Buchkritik: “Der Arzt, der zum Leugner wurde”:
(10) „Extrembeispiel: Therapiegruppe und Kontrollgruppe umfassen jeweils 10000 Personen aus der Allgemeinbevölkerung. Getestet werden soll, ob ein Medikament das Risiko verringert, an einer bestimmten Krankheit zu sterben. In der Therapiegruppe stirbt 1 Person von 10000 an der Krankheit, in der Kontrollgruppe 2 von 10000 Personen. Der Hersteller kann nun mit gutem mathematischen Recht sagen, dass sein Medikament das Risiko, an der Krankheit zu sterben, um 50 % verringert – bezogen auf die relative Risikoreduktion. In der Praxis wäre ein solcher Unterschied aber kaum relevant.”