Lieber XY,
du fragst, warum ich mich nicht endlich gegen „Corona“ impfen lasse. Aber müsste man nicht viel eher eine Handlung begründen als das Unterlassen dieser Handlung? Daher meine Gegenfrage: Warum sollte ich? Weil Merkel das so will…?
Wäre der Fußballer Joshua Kimmich ihrem Rat gleich gefolgt, dann hätte er womöglich eine Impfung mit dem Produkt von Moderna erhalten. Ein paar Tage später verlor dieses seine STIKO-Empfehlung für Kimmichs Altersgruppe wegen eines damit verbundenen erhöhten Risikos von Herzmuskelentzündungen (1). Für Kimmich war es somit nur vernünftig, mit der Impfentscheidung noch ein bisschen abzuwarten und nicht auf Merkel, ihren Pressesprecher Seibert oder auf all die anderen „Experten“ in Politik und Medien zu hören, die ihn unbedingt geimpft sehen wollen.
Von vier anfangs zugelassenen Impfstoffen kommt für Kimmich mittlerweile nur noch einer in Frage, nämlich „Comirnaty“ von Pfizer/Biontech. Wer kann sagen, dass sich nicht auch das noch ändert? Schließlich funktioniert Comirnaty nach dem gleichen Prinzip wie das „Spikevax“ genannte Produkt von Moderna.
Zudem mehren sich die Zweifel an der Wirksamkeit der Corona-Impfungen. Hier der Verlauf der Fallzahlen – geimpft wird bekanntlich seit Ende Dezember 2020:
Mit 35.000 neuen Fällen am 12.11.2021 ist dieser Wert aktuell fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Zu erwarten wäre, nachdem gut zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sind, ein um den Faktor drei verringerter Wert – sofern die Impfung effektiv vor Ansteckung schützen würde.
Sechs Mal so viele Fälle wie im Vergleich zum Vorjahr eigentlich zu erwarten wären, und das bei einer ungefähr vergleichbaren Anzahl durchgeführter Tests! In Grunde ist es egal, ob eine ansteckendere Virusvariante die Ursache für diese unerfreuliche Entwicklung ist oder der Impfstoff selber – die Impfung wirkt ganz offensichtlich nicht so wie erwartet, was das Verhindern von Infektionen angeht.
Das ist inzwischen auch dem RKI aufgefallen. Ein Schutz vor Weitergabe des Virus wird in den Wochenberichten nicht mehr propagiert und auch RKI-Chef Wieler gesteht diesbezüglich eine deutliche Verringerung der Impfwirkung ein. Minister Spahn plädiert deshalb inzwischen dafür, auch Geimpfte wieder zu testen, das sogenannte „2G plus“:
„Interessante Daten gibt es aus Großbritannien“, so schreibt dazu Sahra Wagenknecht auf welt.de (2). „Anders als in Deutschland werden dort auch die symptomlosen Infektionen von Geimpften erfasst. So fand man heraus, dass es sehr viel mehr infizierte Geimpfte als Ungeimpfte gibt, in den Altersjahrgängen 40 bis 79 sogar doppelt so viele. Das Infektionsgeschehen spielt sich also mittlerweile zu großen Teilen unter Geimpften ab. Das dürfte in Deutschland ähnlich sein.“
Eine Argumentation pro Impfung, die auf dem Schutz der anderen basiert, ist somit obsolet. Sie war möglich, als man noch den Herstellerangaben von 90 bis 95 Prozent Impfwirkung vertraut hat, aber angesichts der aktuellen Entwicklung sind sowohl diese völlig übertriebenen Werte, als auch darauf basierende Appelle an die Solidarität hinfällig.
Bleibt noch der Selbstschutz. Trotz der aktuell explodierenden Fallzahlen ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit Covid-19 derzeit geringer als im Vorjahr, was für einen gewissen Schutz vor schwerer Erkrankung spricht:
Angesichts der stagnierenden und im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um erfreuliche 50 % niedrigeren Zahl von Corona-Krankenhauseinweisungen ist die aktuell von Funktionären des Gesundheitswesens verbreitete Panik wegen angeblich überlaufender Intensivstationen nicht ganz nachvollziehbar. Sie soll womöglich von Fehlentscheidungen, die zur Schließung von Krankenhäusern und zur Abwanderung von Pflegepersonal geführt haben, ablenken.
Aber sollen deswegen jetzt junge, fitte Leute wie der Fußballer Kimmich, der mit großer Sicherheit nicht auf einer der knapper werdenden Intensivstationen landen wird, das Risiko einer präventiven gentechnischen Behandlung auf sich nehmen? Wenn es nach Professor Drosten geht lautet die Antwort: Ja. Die gesamte Bevölkerung, so sagt er in seiner aktuellen Podcast-Ausgabe, müsse drei Mal durchgeimpft werden. Aber ähnliches sagte Drosten auch schon vor gut 10 Jahren bei der Schweinegrippe – und wir wissen inzwischen, dass er damit völlig daneben lag.
Es ist Kimmichs gutes Recht, mit der Impfung zu warten und sich die weitere Entwicklung erst mal anzuschauen. Und das gleiche Recht nehme ich auch für mich in Anspruch.
Sich nicht impfen zu lassen bedeutet ja nicht unvorsichtig zu sein. Die Anzahl meiner Kontakte ist überschaubar, im Wesentlichen beschränken sie sich auf die Arbeit. Einen Mitarbeiter, der schniefend zur Arbeit erscheint, frage ich nach dem Ergebnis seines Schnelltests und auch wenn dieses negativ ist halte ich dennoch Abstand zu ihm. Dank großzügiger Räumlichkeiten ist das bei uns problemlos möglich, ich bin da durchaus privilegiert. Müssten Merkel, Spahn und ihre Experten nicht auch solche Faktoren berücksichtigen, anstatt einfach auf die Impfung aller zu pochen?
Sie berücksichtigen das nicht, stattdessen verbreiten sie Fake News von einer „Pandemie der Ungeimpften“. Das ist nicht nur faktisch falsch, sondern auch gefährlich, denn es nimmt diejenigen, die tatsächlich durch die Virusinfektion gefährdet sind und davor geschützt werden müssen, aus dem Fokus. Statt einer „Pandemie der Ungeimpften“ haben wir weiterhin eine „Pandemie des Alters“ (3) – sofern man bei einer kaum bis gar nicht vorhandenen Übersterblichkeit überhaupt von einer Pandemie sprechen kann.
Zur angeblichen „Pandemie der Ungeimpften“ schreibt Sahra Wagenknecht (2):
„Würde die Impfung sicher vor schweren Verläufen schützen und würden tatsächlich nur noch Ungeimpfte im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation landen, wäre die Situation wohl auch bei hohen Inzidenzen beherrschbar. Mittlerweile sind einschließlich der nicht-gemeldeten Impfungen nach RKI-Schätzung 85 Prozent der Erwachsenen geimpft, bei den über 60-Jährigen 90 Prozent. Hinzu kommen diejenigen, die durch eine Infektion immunisiert wurden oder eine sogenannte Kreuzimmunität haben.
Unser Gesundheitssystem hat im letzten Jahr eine Pandemie von 80 Millionen Ungeimpften bewältigt, und selbst da waren im Jahresdurchschnitt nur 4 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt. Eine Pandemie, die nur noch 5 bis 10 Prozent der vormals Gefährdeten betrifft, sollte daher eigentlich nicht zu einer Überlastung führen. Tatsächlich liegen die Krankenhauseinweisungen trotz Rekordinzidenz aktuell noch bei weniger als einem Drittel der Spitzenwerte, die wir aus der zweiten und dritten Welle kennen.
Dass dennoch schon wieder laut gewarnt wird und wir in einigen Regionen Engpässe haben, hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen lässt die Schutzwirkung der Impfung offenbar von Monat zu Monat nach. Damit erkranken auch wieder mehr ältere Geimpfte schwer. Zum anderen, und das ist der wichtigere Grund, hat sich der Pflegenotstand weiter verschärft. Es gibt in Deutschland heute noch weniger Krankenhäuser, noch weniger Vollzeit-Pflegekräfte und tausende Intensivbetten weniger als vor einem Jahr.
Dagegen nichts unternommen zu haben, ist das wahrscheinlich größte der vielen Versäumnisse, deren sich die Politik in der Corona-Zeit schuldig gemacht hat. Nach einer Untersuchung von Verdi waren schon vor Corona 300.000 Pflegekräfte wegen mieser Arbeitsbedingungen und schlechter Bezahlung aus ihrem Beruf geflohen. Inzwischen dürfte die Zahl um einiges höher liegen.
Gut die Hälfte kann sich allerdings vorstellen, unter verbesserten Rahmenbedingungen zurückzukehren. Mit einer Einstiegsprämie von 20.000 Euro und einem besseren Gehalt für alle hätte sich hier manches verändern lassen. Dass die gleichen Politiker, die in dieser entscheidenden Frage untätig geblieben sind, jetzt den Ungeimpften die Verantwortung für ausgebrannte Pfleger und überlastete Intensivstationen zuschieben, ist an Heuchelei nicht zu überbieten.
Die meisten Ungeimpften sind laut einer Umfrage keine prinzipiellen Impfgegner. Viele treibt angesichts der völlig neuartigen genbasierten Impfstoffe vielmehr genau die Sorge um, die das RKI in seinem „Impfbuch für alle“ beschreibt: „Natürlich kann man bei einer Impfung, die erst seit ein paar Monaten verabreicht wird, noch nicht wissen, ob und welche Spätfolgen nach ein paar Jahren auftauchen“.“
Dem ist von mir nicht viel hinzuzufügen, hier noch zwei weiterführende Links: Der österreichische Gemeinwohl-Ökonom und Autor Christian Felber hat seine Entscheidung gegen die Impfung in einem lesenswerten und für mich sehr gut nachvollziehbaren Statement ausführlich begründet: https://www.nachdenkseiten.de/?p=77850 Und gerade gefunden, ebenfalls lesenswert: https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/schluss-mit-der-impfdebatte-zurueck-zur-vernunft-li.193768
Also zurück zur Ausgangsfrage: Warum impfen? Epidemiologische Gründe entfallen, nachdem klar ist, dass die Impfung die Verbreitung des Virus nicht verhindert. Meine persönliche Risikoabschätzung fällt ähnlich wie die von Kimmich immer noch negativ aus zuungunsten der Impfung.
Bleiben noch politischer und gesellschaftlicher Druck oder schlicht die Bequemlichkeit. Nichts davon darf aus meiner Sicht aber die Grundlage sein für eine Entscheidung in medizinischen Fragen.
An im Winter geschlossene Restaurants, Sportstätten und Musikclubs habe ich mich längst gewöhnt und die Freude am Radeln kann mir auch ungeimpft keiner nehmen. Was ich aber ein wenig fürchte sind italienische Verhältnisse – ein faktisches Berufsverbot für Ungeimpfte, wie es Mario Draghi dort inzwischen allgemein – und nicht mehr nur in Pflegeberufen – durchgesetzt hat (4). Allerdings ist es doch so: je mehr sich dem verweigern, desto schwieriger ist es, solche autoritären Tendenzen zu etablieren. Daher werde ich versuchen, dem Druck möglichst lange zu widerstehen und hoffe, andere tun das auch.
Liebe Grüße, Maze
(1) https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2021-11-10.html
(3) https://www.nachdenkseiten.de/?p=77796
(4) https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-green-pass-103.html